Dieses noble Baudenkmal als zeitgenössisches Symbol der Gründerzeit verkörpert den Meraner Tourismus seit über einem Jahrhundert bis heute.
Bis ins späte Mittelalter waren Besitz und Ansehen das Privileg von Adel und Abstammung. Mit der Industriellen Revolution in der Gründerzeit und ihrem Wirtschaftsaufschwung gegen Ende des 19. Jh. änderte sich dies grundlegend. Wohlstand sowie gesellschaftlicher Horizont wurden von nun an auch gehobenen Bürgerschichten aus Unternehmertum, Handel, Wissenschaft, Kultur zugänglich.
Tourismus in der Gründerzeit
Der Bau neuer Verkehrsmittel und Verkehrswege verkürzte die räumlichen Entfernungen in nie dagewesenem Ausmaß. Die sogenannte Mobilität und damit die Grundvoraussetzung für den Tourismus waren geboren. Das aufkommende industrielle Bürgertum, vor allem der neue
Geldadel, orientierte sich weiterhin am aufwendigen Lebensstil der bisherigen Adelselite. Man wollte sein Wohlergehen durch Reisen in andere Landstriche unterstreichen. Der eigene Wohlstand sollte nach außen für jeden sichtbar sein. Die Architektur bot hierfür gute Gelegenheit. Es entstanden die Villen und Landsitze der Fabrikanten, des Großbürgertums – mit Anleihen an die Stilarten höfischer Kultur aus der Renaissance, des Barock, des Rokoko, des Klassizismus. Es war die Gründerzeit des euphorischen Aufbruchs auch für die Grand Hotels im Alpenraum. Im Schatten der bleichen Dolomiten entstanden Riesenhotels in Toblach, am Pragser Wildsee, am Karerpass. Meran, das vormalige Hauptstädtchen der Tiroler Grafen im Mittelalter wurde wiederentdeckt und von Touristik-Pionieren mit kurärztlicher Unterstützung zur vielgepriesenen Kurstadt am Südbalkon der Donau-Monarchie gekürt. Unter einem Dutzend von Grand Hotels namens Emma, Bellevue, Excelsior, Bristol, Riz-Stefanie, Kaiserhof, Meranerhof, Savoy u.a. wurde um 1905 das Palasthotel erbaut. Es sollte den Luxushotels an der Cote d᾿Azur in nichts nachstehen, im prunkvollen Stil des Neoklassizismus vollendeten Fünfsternekomfort bieten – damit illustre Gäste der internationalen gesellschaftlichen Oberschicht nach Meran locken.
Palasthotel – die Ursprünge
Es war Peter Delugan selbst, neben Karl Möeser und Tobias Brenner einer der epochalen Baumeister jener Zeit, der die Initiative zum Neubau des Palasthotels ergriff. Auf die genannten Projektanten gehen Dutzende von zeitgenössischen Bauwerken in und um Meran zurück, welche unter Denkmalschutz stehend bis heute das Stadtbild geschichtlich prägen. Delugan stammte aus dem Fleimstal, hatte sich als Baumeister in der Schweiz hervorgetan und ist ab 1890 im Burggrafenamt aktiv. 1904 erwarb er in Merans bester Stadtlage Schloss Maur, 1676 erwähnt und um 1876 erweitert, samt seinem einzigartigen hochstämmigen Park über 3 ha mit Weinberg und prächtigem botanischen Garten. Dorthin, im Anschluss an das Schlösschen, plante der Genius seinen Traum: das erste Haus am Platz als Luxushotel über fünf Etagen, als klassischen Baukörper von Ost nach West, mit stattlicher Eingangsfront von 80 Metern Länge stadtwärts gelegen. Traumhaft erscheint auch seine Meisterleistung der Baufertigstellung dieses komplexen Gesamtprojektes, samt prunkvoller Innenausstattung, in nur 18 Monaten Bauzeit – insbesondere im Vergleich mit den Möglichkeiten und mit den Umständen von heutzutage. Was heute Maschinen rationell erledigen, galt es damals in Handarbeit zu bewerkstelligen; somit waren über 350 Facharbeiter am Hotelbau zu koordinieren, unterzubringen, zu versorgen. Im Juli 1906 erfolgte die feierliche Einweihung des neuen Palasthotels, das sofort die ihm zugedachte Rolle in der blühenden Kurstadt innehatte und internationale Gäste verwöhnen konnte. Zur Kur in das mediterrane Meran – das war um die Wende zum 20.Jh. das Ziel vieler Prominenter, Wohlhabender und namhafter Künstler, Literaten wie Franz Kafka, Christian Morgenstern, Sigmund Freud. Viele gutsituierte russische Urlauber besuchten Meran aufgrund der russisch-orthodoxen Glaubensgemeinschaft Zarenbrunn und der direkten Kurswagen St. Petersburg – Meran. Kaiserliche und fürstliche Besucher weilten zu jener Zeit regelmäßig in der Kurstadt, gereichten ihr zur Ehre und erhöhten ihren Bekanntheitswert.
Palace Hotel – Erneuerungen
Die Kriegsjahre beendeten jäh die Ära der Grand Hotels – der Tourismus Merans ebbte schlagartig ab. Der politische Wechsel und die Besatzung ab 1920 brachten viel Leid ins Land. Größere Bauten wurden beschlagnahmt oder als Lazarette umfunktioniert – so auch das Palasthotel. Gott sei Dank blieb Meran von Bomben und Plünderung weitgehend verschont. Ab 1950 erholen sich Land und Leute durch wirtschaftliche Vollbeschäftigung. Das Palasthotel als Meraner Tourismusjuwel vergangener Jahre konnte durch den beherzten Einsatz namhafter Bürger vor Spekulationen gerettet werden. Sie kapitalisierten dafür eine Aktiengesellschaft zur Renovierung und Wiederinbetriebnahme des Meraner Vorzeigehotels. Unter Einsatz und Führung der bekannten Hoteliersfamilie Eisenkeil wurden über Jahrzehnte laufende Renovierungsarbeiten vorgenommen, währenddessen der gehobene Hotelbetrieb weiterlief. In den 90er Jahren erfolgte ein Besitzerwechsel. Durch die Ankunft von Henri Chenot erfährt das Palace eine zusätzliche Qualifikation als Kurzentrum nach dem Prinzip der biontologischen Medizin.
Palace Merano health for life
Die zukunftsweisende Perspektive für das Palace Meran eröffnet sich 2005 durch den Investor Cav.Pietro Tosolini als Alleininhaber. Unter seiner Regie sind Jahr für Jahr systematisch alle Hotelbereiche vollständig erneuert worden: Lounge, Säle, Gesellschaftsräume im Erdgeschoß, Innen- und Außenpools südseitig mit Terrassen und Pavillons, die exklusive Ausstattung von 98 Gästezimmern und Suiten auf fünf Etagen mit Aufstockung einer Panoramaetage, die Renovierung von Schloss Maur mit seinen historischen Suiten, die gesamte Haustechnik auf dem neuesten Stand – mit dem Highlight der professionellen medizinischen Abteilung innerhalb des Luxusressorts.
Die ärztliche Bestandsaufnahme durch das hauseigene Labor, die Entgiftung und Regenerierung des Körpers bei spezieller Diätküche stehen im Mittelpunkt des Wellnessprogrammes im Hotel-SPA-Bereich. Dadurch wird die Anwendung des Erfolgskonzeptes von Espace Henri Chenot auf höchstem Niveau beflügelt und verleiht dem Palace Meran den internationalen Ruf, den es ganzjährig mit Gästebuchungen aus über 90 Ländern belegen kann.
von Jörg Bauer