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Die Auferstehung

Nicht Weihnachten, sondern Ostern ist das bedeutendste Fest der Christen. Es erinnert an die Auferstehung Jesu und damit die Überwindung des Todes. Ist dieses Mysterium aber symbolisch zu verstehen oder wirklich so geschehen?

„Pasqua“ sagen die Italiener, wir feiern „Ostern“. Für die Herleitung der deutschen Bezeichnung gibt es mehrere Erklärungen. Eine bezieht sich auf die Himmelsrichtung, den Osten. Die Blicke der Frauen, die zuerst am leeren Grab Jesu standen, richteten sich nach Osten zum Sonnenaufgang. Deswegen sind die Kirchen nach Osten ausgerichtet erbaut worden. Eine andere Erklärung leitet „Ostern“ von der christlichen Bezeichnung für die Osterwoche „in albis“ ab, die man fälschlicherweise als Plural von „alba“ (lat. Mor­genröte) verstand und mit dem Alt­hoch­deutschen „eostarun“ wiedergab. Eine weitere Erklärung sieht einen Zusam­men­hang mit der germanischen Göttin des Frühlings „Eos­trae“.

Fest des Frühlings 

Zum Fest der Frühlingsgöttin wurden die frische, grünende Erde und die Liebe (Mor­gen­röte) gefeiert. Die Tage sind länger als die Nächte und der Frühling hat sich gegenüber dem Winter durchgesetzt. Zu „Ostara“ wurde auch der Schwerttanz getanzt, der den Kampf des Sonnengottes mit den Wintermächten und deren Niederlage versinnbildlichen sollte. Als Opferbrauch wurden Eier vergraben, verschenkt oder gegessen.  Das heidnische Fest der Ostara oder Eostrae wurde wie viele andere germanische Festtage mit christlichem Gewand ummantelt, um das Heiden­tum in den Köpfen der Menschen in Ver­ges­senheit geraten zu lassen. Im romanischen Sprachraum sprechen wir hingegen von „pas­qua“, das sich auf das jüdische Passafest bezieht. Es gehört zu den wichtigsten Festen des Judentums und erinnert an den Auszug aus Ägypten, also die Befreiung der Israeliten aus der Sklaverei.

Das Osterparadox 2019

Der Tod Jesus am Karfreitag

Eigentlich wird am ersten Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond Ostern gefeiert und das wäre der 24. März gewesen. Doch heuer stimmt die Faustregel nicht, Ostern fällt in diesem Jahr auf den 21. April. Grund dafür sind uralte Kirchenformeln. Ostern ist in diesem Jahr so spät, weil der Vollmond zu früh und nicht genau am gleichen Tag wie der Frühlingsanfang ist. Im 1. Konzil von Nicäa im Jahre 325 n. Chr. einigte man sich auf die Formel, dass Ostern auf den ersten Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond fällt. Der erste Frühlingsvollmond ist dabei der erste Vollmond, der am Tag der Tagund­nachtgleiche oder danach stattfindet. So ist Ostern zwischen dem 22. März und dem 25. April. Am Mittwoch, dem 20. März, war heuer Frühlingsanfang. Tags drauf war Voll­mond, also der erste im Frühling. Nach der alten Faustregel zur Berechnung des Oster­datums könnte daher am folgenden Sonntag, dem 24. März Ostern sein. Doch Ostern 2019 ist erst am 21. April – am Sonntag nach dem zweiten Frühlingsvollmond am 19. April. Die gängige Faustregel stimmt also nicht in diesem Jahr. Experten nennen es das „Oster­pa­radox“. Grund dafür sind uralte Kirchen-formeln, die sich nicht an aktuellen Daten orientieren, sondern festgelegten Regeln folgen. Also: Weil der Vollmond am Morgen des 21. März 2019 noch als Wintervollmond gewertet wird, erscheint der erste Frühlings-vollmond erst im April – und so wird Ostern am 21. April 2019 gefeiert.  Bis 2038 sollte es dann aber wieder mit der Faustregel klappen.

Christliches Passafest

Ursprünglich feierte die Kirche Ostern an jedem Sonntag. Aber der Ausgangspunkt des heutigen Osterfestes war das christliche Pas­safest, in welchem ein jährlich wiederkehrendes Gedächtnis von Kreuz und Auferstehung Christi begangen wurde. Die hieraus erwachsene Osterfeier mit der Karwoche ist als der Ur­sprung des Kirchenjahres anzusehen.  Nach­dem die Karwoche in ihren drei letzten Tagen, Gründonnerstag, Karfreitag, Kar­sams­tag zu ihrem Höhepunkt gekommen ist, beginnt mit der Osternachtfeier die große Wende von der Trauer zur Freude, vom Fas­ten zum Feiern, vom knienden Beten zum aufrechten Gebet, vom Bußpsalm zum Hal­le­luja. Die Auferstehung Jesu ist aber ein heikles Thema, denn sie ist eine Sache des Glaubens. Ist der neutestamentliche Bericht wörtlich zu verstehen oder ist die Aufer­ste­hung ein symbolischer Vorgang? Der leiblich auferstandene Jesus ist für viele Christen eine selbstverständliche und trostvolle Glaubens­tatsache. Darüber anders zu denken, macht Angst. Was ist damals wirklich geschehen? Der Main­zer Theologe und Bibelwis­sen­schaft­ler Prof. Marius Reiser hat dazu „eine merkwürdige Geschichte“ verfasst:

Das leer Grab

„Das leere Grab“ von Prof. Marius Reiser

„Es war im 17. Regierungsjahr des Kaisers Tiberius (nach unserer Zeitrechnung am 7. April des Jahres 30). Da ließ der Präfekt von Judäa, Pontius Pilatus, einen Delinquenten hinrichten. Der Delinquent hatte als Prophet gegolten, mächtig in Wort und Tat. Dieser Prophet, in den seine Anhänger größte Hoff­nungen gesetzt hatten, beschloss seine irdische Laufbahn mit einem Fiasko, wie es gräss­licher nicht mehr denkbar war. Er wurde ohne nennenswerte Gegenwehr von der Tempelpolizei verhaftet. Die Verhaftung verlief reibungslos dank der Mithilfe eines Kol­la­borateurs, der dem engsten Vertrautenkreis des Verhafteten angehört hatte. Bei dieser Gelegenheit ergriffen seine übrigen Freunde, ohne die man ihn in der Öffentlichkeit nie zu sehen bekommen hatte, die Flucht und verschwanden so vollständig aus dem Ge­sche­hen, als seien sie nie daran beteiligt gewesen. Nur einer von ihnen schlich dem Verhaf­tungs­kommando nach, um zu sehen, wie die Sache weiterginge; aber als er erkannt wurde, leugnete er, „diesen Menschen“, wie er sich ausdrückte, jemals gekannt zu haben. Wo sich diese famosen Freunde versteckten, wohin sie flohen, ist nicht bekannt.

 

Der verhaftete Prophet wurde in einem summarischen Gerichtsverfahren – das anstehende Pascha­fest gebot Eile und man wollte die Sache schnell hinter sich bringen – noch in der Nacht vom Hohen Rat zum Tod verurteilt. Er hatte auf die Frage, ob er der Mes­si­as sei, mit Ja geantwortet. Das deutete man als Aufruf zur Revolution oder mindestens Widerstand gegen die Staatsgewalt. Am folgenden Mor­gen überstellte man ihn dem römischen Statt­halter, der das Urteil bestätigen und vollstrecken musste, da dem Hohen Rat die Ka­pitalgerichtsbarkeit entzogen war. Der Statt­halter ließ sich überzeugen – er hatte seine Gründe – und verurteilte den Ange­klag­ten dem Antrag der Kläger entsprechend zum Tod durch das Kreuz – bekanntlich nicht nur die schmählichste, sondern auch die qualvollste Hinrichtungsart, die die Rö­mer kannten.

Sie wurde vor allem bei Skla­ven, Ban­diten und Rebellen angewandt; römische Bür­ger waren davon ausgenommen. Übri­gens machte der Angeklagte keine An­stalten, um sich zu verteidigen oder zu rechtfertigen. Er schwieg wie ein Lamm, das zum Schlach­ten geführt wird, was den Statthalter ziemlich wunderte. Das Urteil wurde noch am selben Morgen vollstreckt, denn mit Son­nen­unter­gang begann der Sabbat, der nicht durch unbestattete Leichen entweiht werden durfte. So wurde der Prophet zusammen mit zwei Banditen um die dritte Stunde gekreuzigt und starb nur sechs Stunden später – für einen Ge­kreu­­zigten überraschend schnell. Übri­gens schau­ten bei der Kreuzigung eine ganze An­zahl der Anhängerinnen des Pro­phe­ten von ferne zu, während die Männer sich offenbar nicht zu zeigen wagten. Ein auffallend lauter Schrei des Delinquenten vor dem Eintritt des Todes, eine seltsame Äuße­rung des diensthabenden Centurio – er soll etwas von einem Gottessohn gesagt haben – und schließlich noch eine nicht ganz erklärbare zeitweilige Finsternis, wie von einigen Zeugen behauptet wird – im Übrigen aber eine ganz normale Hinrichtung.“

Unglaublicher Glaube

Damit scheint diese Geschichte am Ende zu sein. Nach Markus, Kapitel 15, Vers 42-47 verstarb Jesus vor Anbruch der Nacht. Daher habe Josef von Arimathäa Pilatus gebeten, ihn vom Kreuz abnehmen und bestatten zu dürfen. Pilatus, erstaunt über Jesu rasches Sterben, habe sich seinen Tod beim römischen Aufseher der Hinrichtung bestätigen lassen und seinen Leichnam dann zur Be­stattung freigegeben. Josef habe ihn noch am selben Abend nach jüdischem Brauch in ein Tuch gewickelt, in ein neues Felsengrab gelegt und dieses mit einem schweren Felsen verschlossen. Maria Magdalena und eine andere Maria, die mit anderen Frauen aus Ga­li­läa Jesu Sterben begleiteten, hätten den Vor­gang beobachtet. Aber es geschieht etwas Un­erhörtes.

In den Evangelien heißt es: „Als der Sabbat vorüber war, kauften Maria aus Magdala, Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um damit zum Grab zu gehen und Jesus zu salben. Am ersten Tag der Woche kamen sie in aller Frühe zum Grab, als eben die Sonne aufging. Sie sagten zueinander: ‚Wer könnte uns den Stein vom Ein­gang des Grabes wegwälzen?‘ Doch als sie hin­blickten, sahen sie, dass der Stein schon weggewälzt war; er war sehr groß. Sie gingen in das Grab hinein und sahen auf der rechten Seite einen jungen Mann sitzen, der mit einem weißen Gewand bekleidet war; da erschraken sie sehr. Er aber sagte zu ihnen: ‚Er­schreckt nicht! Ihr sucht Jesus von Na­za­reth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden; er ist nicht hier. Seht, da ist die Stelle, wo man ihn hingelegt hatte. Nun aber geht und sagt seinen Jüngern, vor allem Petrus: Er geht euch voraus nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen, wie er es euch gesagt hat.‘ Da verließen sie das Grab und flohen; denn Schrecken und Entsetzen hatte sie gepackt. Und sie sagten niemand etwas davon; denn sie fürchteten sich.“

Das Ostermysterium 

Wenn wir himmlischen Wesen begegneten, würden wir auch erschrecken. Über Jesus selbst und das, was mit ihm nach seinem Tod geschah, lässt sich historisch nichts Sicheres feststellen. Das letzte historische Faktum über Jesus, das wir haben, ist sein Tod am Karfreitag (Mk. 15,37) und seine Grablegung (Mk. 15,46). Von dem, was sich daraufhin in den folgenden Tagen ereignete, ist das Ein­zi­ge, was wirklich greifbar ist, die Erfahrung der Jünger, die Jesus in seiner letzten Le­bens­phase begleitet haben. Die Jünger standen unter Schock. Die Ver­ur­teilung und der Tod Jesu hatte Ent­setzen, Trauer und Furcht in ihnen ausgelöst. Ängst­lich hielten sie sich vor den Augen der Öf­fent­lichkeit versteckt. Sie erlebten das, was jeder Trauernde erlebt, der den Verlust eines ihm wichtigen Menschen zu beklagen hat. Ihre Stimmung war depressiv, und mit dem Tode Jesu wurde ihnen nicht nur ein wichtiger Mensch genommen, sondern ihr eigener Glaube geriet dadurch ebenfalls in eine schwere Krise. Diese Jünger waren es dann aber auch, die zur Gewissheit der Auf­er­ste­hung Jesu durchgedrungen waren und den Osterglauben in der Welt verbreiteten.

Was ist ihnen widerfahren in den Tagen nach dem Tode Jesu? Kurz gefasst können wir feststellen: Sie haben den auferstandenen Jesus gesehen! Aber wie kam es zu dieser Wahr­neh­mung? Und was war der Inhalt ihres Sehens? Ostern bleibt ein Mysterium des Glau­bens, aber auch der Kern des Chris­ten­tums. Und es macht keinen Sinn, in Jesus einen Propheten des Reiches Gottes zu sehen, der nicht darauf gesetzt hätte, dass die Liebe stärker ist als der Tod.

von Josef Prantl