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Schönes Schenna

Schenna ist als Hochburg des Tourismus bekannt. Tradition und ein gutes Zusammenleben sind den Schennern aber wichtig. Sorgenkind ist der Verkehr: Schenna hofft auf eine straßenunabhängige Verbindung. Die BAZ im Gespräch mit Bürgermeister Alois Kröll.

Bürgermeister Alois Kröll

Herr Kröll, Sie sind seit 2005 Bürgermeister der Gemeinde Schenna. Wie hat sich Schenna in dieser Zeit entwickelt?
Wir konnten in diesen 14 Jahren viele Projekte verwirklichen. Größere davon sind der Neubau des Kindergartens und der Grund­schule in Verdins, der Bau des Gemeindebauhofs, die Er­weiterung und Sanierung der Feuerwehrhalle in Tall, der Neu­bau des Jugendtreffs. Viel investiert wurde in die Gestaltung des Orts­bildes. Gehsteige wurden saniert und erweitert. Außerdem war die Instandhaltung und Sa­nierung des Straßennetzes eine große Herausforderung.

Wie weit erstreckt sich das Gemeindegebiet von Schenna?
Das Gemeindegebiet von Schenna erstreckt sich über 48 km2 und umschließt die Ortsteile Schenna, Ver­dins, Tall und Videgg.

Auf welche Säulen stützt sich die Wirtschaft der Gemeinde?
Die Hauptsäulen der Wirtschaft sind der Tourismus, die Land­wirt­schaft, das Handwerk und der Handel.

Schenna gilt als Hochburg des Tourismus. Wie hat sich dadurch das Ortsbild verändert?
In den vergangenen Jahren wurde sehr viel in die Qualität der Tourismusbetriebe investiert, auch wurden die Betriebe zum Teil erweitert. Das hat das Bild des Dorfes aufgrund der großen Baukörper verändert. Dies wird von Ein­hei­mi­schen wie auch Feriengästen nicht nur positiv gesehen.

Welchen Stellenwert hat die Landwirtschaft?
Die Landwirtschaft spielt in Schenna nach wie vor eine führende Rolle. In erster Linie werden Äpfel und Wein angebaut. Aber auch Beeren- und Gemü­se­anbau nehmen immer mehr zu. Außerdem spielt die Vieh­wirt­schaft in den Fraktionen Verdins, Schennaberg und Tall nach wie vor eine große Rolle. Ungefähr 2000 Großvieheinheiten werden in Schenna gehalten.

Schenna ist Standort für viele traditionelle Gewerbetreibende und Handwerksbetriebe.
In der Gemeinde Schenna gibt es die beiden Gewerbezonen Naif und Verdins. Dem Handwerk geht es aufgrund der großen Bautätigkeit recht gut.

Wie ist die Lebens- und Wohnqualität in der Gemeinde?
Die Lebens- und Wohnqualität wird von den meisten Bürgern als sehr gut wahrgenommen. Natürlich gibt es Ein­schrän­kun­gen durch die vielen Gäste, besonders im Straßenverkehr. An­der­erseits gibt es aber auch – bedingt durch den Tourismus – ein umso attraktiveres Freizeit- und Veranstaltungsangebot.

Was bietet die Gemeinde Schenna der Jugend?
In Schenna gibt es einen Ju­gend­­treff, einen Jugendraum der Ka­tholischen Jugend und ver­schie­dene Sport- und Frei­zeit­an­lagen für die Jugend.
Mit dem Altersheim Schenna bietet die Gemeinde auch Platz für Senioren. Was wird für Senioren in Schenna noch geboten?
Im Altersheim sind 22 Senioren untergebracht. Das Heim wird von der Bezirks­gemein­schaft Burggra­fenamt geführt. Au­ßer­dem organisieren sich die Se­nio­ren im KVW und bei den bäuerlichen Senioren. Beide Or­ga­ni­sa­tionen haben ein breitgefächertes An­gebot für die älteren Men­schen im Dorf.

Zur guten Lebensqualität gehört auch schnelles Internet. Wie weit ist man in Schenna mit dem Glasfasernetz?
Was den Ausbau des Glas­faser­net­zes betrifft, haben wir bereits einen großen Teil des Gemeinde­ge­bietes erschlossen. In den kom­menden 2 bis 3 Jahren dürfte das Erschließungsprogramm abgeschlossen sein.

Welche Projekte stehen zurzeit an?
Derzeit steht die Sanierung des Kin­dergartens an und die Neu­er­richtung einer Kin­dertagesstätte. Die Arbeiten werden im ersten Halbjahr 2020 durchgeführt. Außerdem werden in der Pich­ler­straße und in St. Geor­gen die In­frastrukturen erneuert und das Zentrum von St. Georgen neu ge­staltet. Das zweite Baulos der Sanierung der Pflan­zen­stein­stra­ße sowie der Bau einer neuen Fuß­­gängerbrücke über die Ma­sul­schlucht werden demnächst realisiert.

Zu einer lebendigen Gemeinde gehört auch das Vereinswesen.

Die etwa 50 Vereine, tätig in den verschiedenen Bereichen, tragen zu einer lebendigen Dorf­gemein­schaft bei. Daher ist es der Ge­mein­deverwaltung ein großes An­liegen, die Tätigkeit der Ver­eine zu fördern und zu unterstützen.

Schennas Partnergemeinde ist die Marktgemeinde Stainz in der Steiermark. Wie ist diese Partnerschaft entstanden?
Schenna war anlässlich der seit 35 Jahren bestehenden Part­ner­schaft mit der Marktgemeinde Stainz im vergangenen Mai mit 90 Vertretern der Gemein­de­verwaltung, von verschiedenen Ver­einen und Schenner in Stainz. Die Partnerschaft mit der steirischen Gemeinde hat ihren Ursprung durch Erzherzog Jo­hann. Der Habsburger war erster Bürgermeister der Markt­ge­meinde Stainz und erwarb im Jahr 1845 Schloss Schenna, welches auch heute noch im Besitz seiner Familie, der Grafen von Meran, ist. Erzherzog Johann ist im von seinem Sohn Franz am Kirchhügel von Schenna errichteten Mausoleum an der Seite seiner Gemahlin Anna Blochl beigesetzt. Durch die regelmäßigen gegenseitigen Besuche, auch seitens der Vereine, wird diese Partnerschaft freundschaftlich gelebt.

Durch das SPRAR-Programm ist die Flüchtlingsthematik auch in Schenna ein Thema. Was wurde in diesem Zusammenhang unternommen?
Die Gemeinde Schenna hat eine Wohnung im Rahmen des SPRAR-Programms für Flücht­linge angemietet. Dieses Pro­gramm wird von der derzeitigen Re­gierung in Rom allerdings nicht weiterverfolgt.
Bei der Tour of the Alps stand dieses Frühjahr das sogenannte Projekt „radKUNST“ an. Was hat es damit auf sich?
Anlässlich des Ziels der zweiten Etappe der Radrundfahrt „Tour of the Alps“ haben sich die Schü­ler der 2. Klasse Grund­schu­le und der Mittelschule Schen­na am Projekt „radKunst“ beteiligt. Es wurden äußerst tolle Ideen zum Thema Radmobilität realisiert. Die gestalteten Räder wurden im Dorf ausgestellt und so der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die besten Projekte wurden prämiert. Ziel ist es, die Bürger für eine stärkere Nutzung des Fahrrades und für eine nachhaltige Mobilität zu sensibilisieren.

Wie steht es um die Mobilität und Erreichbarkeit der Gemeinde?
Die Mobilität ist aktuell unser großes Sorgenkind. Die Er­reich­barkeit über die Straße ist zwar gut, im urbanen Per­so­nen­trans­port haben wir aber einen großen Nach­holbedarf. Mit den Bussen kann die Nach­frage bei weitem nicht gedeckt wer­­­den. Deswegen ist ein straßenunabhängiges Trans­port­sys­tem nicht nur für den Be­nut­zer, sondern auch für ein nachhaltiges Ökosystem unerlässlich!

Worauf ist man in Schenna besonders stolz?
Uns Schennern sagt man nach, traditionsverbunden, konservativ zu sein. Damit lässt sich sehr gut leben. Immerhin wird das „Bäurische“, d. h. unsere Tracht, an Sonn- und Feiertagen noch sehr viel getragen. Darüber freuen wir uns und ich hoffe, dass das auch noch lange so bleiben wird. Hervorheben möchte ich auch das ausgeprägte Vereins­leben und die Traditions­verbun­denheit.
Außerdem freue ich mich über den starken, generationsübergreifenden Zusammen­halt im Dorf.

 

von Philipp Genetti