Jeder Bürger kann Botschafter von Vielfalt und Gemeinsamkeit sein: Dazu forderten die drei Landeshauptleute auf und versprachen ein Abo für den Personenverkehr in der gesamten Europaregion.
„Europa ist unser Weg“: Mit diesen Worten richtete sich Landeshauptmann Arno Kompatscher bei der heutigen (21. September) Eröffnung des Euregio-Festes in Neumarkt an die Bürgerinnen und Bürger der gesamten Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino.
Das Fest bildet alle zwei Jahre den feierlichen Abschluss der wechselnden Euregio-Präsidentschaft. Es findet heute noch bis 22 Uhr in Neumarkt, Hauptort des Südtiroler Unterlandes statt. Unter dem Motto „Neu-Markt der Ideen“ kamen Tausende Besucher aus allen drei Ländern, um gemeisam Kultur, Wirtschaft, Kulinarik und Sport zu erleben.
Kompatscher, Platter, Fugatti: „Aus Geschichte lernen, Grenzen überwinden!“
Südtirols Landeshauptmann und derzeitiger Euregio-Präsident Arno Kompatscher verwies auf die Bedeutung der Europaregion: „Sie ist kein Papiertiger: Sie ist eine großartige Idee und konkretes Projekt!“ Die vor 100 Jahren geschaffenen Grenzen könne man nicht abreißen. „Aber wir können sie überwinden!“, sagte Kompatscher. Das heutige Europa sei ein Projekt des Friedens, der Sicherheit und des Wohlstands. „Es erlaubt uns, gleichzeitig unsere Vielfalt zu leben und doch einig zu sein,“ sagte der Euregio-Präsident. Mit dem Ruf: „Europa ist unser Weg!“, appellierte er an alle Bürgerinnen und Bürger, dies vorzuleben und „Botschafter der gesamten Europaregion“ zu sein.
Auch Tirols Landeshauptmann Günther Platter verwies auf den Wert der Tradition, die gleichzeitig in die Zukunft führen müsse: „100 Jahre nach der Zerreißung unseres Landes müssen wir alles tun, dass die Menschen wieder zusammengeführt werden. Dazu braucht es auch konkrete Projekte, und dieses Fest ist eines davon.“
Der Trentiner Landeshauptmann Maurizio Fugatti sprach von einer „gemeinsamen Geschichte, die sich in der heutigen Gegenwart widerspiegele und mit einem ‚Geist der Einigkeit‘ in die Zukunft führe.“ Die drei unterschiedlichen Realitäten des Trentino, Südtirols und Tirols fänden ihre Gemeinsamkeit in der Europaregion: „Das ist ihr Wert“, sagte Fugatti.
„Der Euregio-Pass wird kommen!“
Alle drei Landeshauptleute betonten, wie konkret die gemeinsamen Anliegen und Themen sind: Klimaziele erreichen, Transitverkehr reduzieren, Naturkatastrophen vorbeugen sind ein Themenkreis. Wichtig sie es, etwas für die Familien und Jugendlichen zu tun, Forschung und Entwicklung anzutreiben und vieles mehr. Dabei warteten sie auch mit einem Versprechen auf: Der Euregio-Pass, ein gemeinsames Abonnement für den öffentlichen Personenverkehr wird kommen! Das versprachen sowohl Kompatscher als auch Platter.
Neumarkts Bürgermeister Horst Pichler nannte es eine gleichzeitig „seltene Ehre, drei Landeshauptleute gleichzeitig begrüßen zu dürfen, ebenso wie so viele Besucher aus der ganzen Europaregion.“ verwies auf das reichhaltige Programm, für das rund 20 Vereine, 50 Marktstände und viele Künstler und Musiker sorgen. Die Eröffnung fand mit dem landesüblichen Empfang einer Schützendelegation statt die Landeshauptleuten anschließend auch eine Resolution mit deren Anliegen überreichte.
Europa, Mehrsprachigkeit und Austausch auch den Besuchern wichtig
Mit ihren Reden sprachen die Politiker auch den Besucherinnen und Besucher aus der Seele. Dies zeigt eine kleine Umfrage der Südtiroler Landespresseagentur.
Das Paar Veronika und Klaus Mayr (47 und 54 Jahre) stammt direkt aus Neumarkt. Klaus ist sich erst heute während des Festes bewusst geworden, „welch große Bedeutung dies für unseren Ort hat: Kulturell wie wirtschaftlich können wir nur profitieren. Es ist schön, dass Leute aus allen drei Ländern sehen, welch attraktives und interessantes Dorf Neumarkt ist.“ Veronika hofft, „dass der europäische Gedanke rüberkommt. Die Europaregion ist ein kleiner Schritt dazu, die ganzen kleinen, patriotischen Gedanken zu überwinden.“ Die gute Stimmung und interessante Mischung aus tollen, bäuerlichen Produkten und alternativer Musik könne dazu beitragen.
Guido Nesler (70) und seine Frau Liana Sartori kommen aus Trient. Die beiden waren schon bei den früheren Euregio-Festen in Pergine im Trentino und Hall in Tirol dabei, und zwar aus „Überzeugung“, wie Guido betont: „Die Europaregion ist eine Chance für alle, vor allem für die Jugend!“ Ganz wichtig ist ihm der Aspekt der Mehrsprachigkeit. Man könne aus der Geschichte lernen: „In den vielen Jahrhunderten unter den Bistümern Trient und Brixen und der Grafschaft Tirol wurden überall, auch in Trient selbst, alle drei Sprachen gesprochen – Deutsch, Italinisch und Ladinisch.“ Dies sei heute im Beruf und in der Wirtschaft ebenso wichtig wie bei den zwischenmenschlichen Beziehungen.“
Barbara March (45) ist Innsbruckerin mit Südtiroler Wurzeln. Beim Euregio-Fest wirkt sie als Sängerin der Band „Sepp“ beim Hauptkonzert mit: „Unser Bandleader hat eigens für dieses Fest ein Stück komponiert. Für die Aufführung ist er bei uns, dem Ensemble FrauenArt, fündig geworden.“ Barbara hält es für eine „gute Idee, wenn die Nachbarländer mehr gemeinsam machen, Kontakt halten, sich austauschen und die Menschen die Sprache des jeweils anderen lernen.“
Nach dem festlichen Abschluss durch das heutige Fest findet am Mittwoch nächster Woche mit der Sitzung des Euregio-Vorstandes und der Versammlung in Bozen noch der letzte offizielle Akt der Südtirol-Präsidentschaft statt. Ab 12. Oktober hat dann das Bundesland Tirol den Vorsitz inne.
Informationen zum Euregio-Fest auf der Website der Europaregion. (GST)