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Urlaub in Südtirol

Die Tendenz, im eigenen Land Urlaub zu machen, nimmt immer mehr zu.

Aufgrund der beliebten Kurzurlaube möchten die Südtiroler keine langen Strecken fahren und lieber ihre Auszeit in einem Südtiroler Hotel verbringen. Der Südtiroler Gast hat eine bestimmte Erwartungshaltung. Das Hotelzimmer wird für den Gast immer wichtiger, Familien suchen Spielbereiche, Schwimmbad und Kinderanimation, Paare hingegen stellen auf Genuss hohe Ansprüche. Aktivurlauber verlangen gut ausgestattete Abstellplätze für Räder, Skiausrüstung, Motorräder usw. und für Wellnessgäste sollten schöne, großzügige Spa-Bereiche zur Verfügung stehen. Am meisten schätzen die Südtiroler die persönliche Betreuung der Gastgeberfamilie.

Natur vor Komfort
Als stärkstes Argument für einen Urlaub im eigenen Land nannte knapp die Hälfte der Befragten die Naturschönheiten, gefolgt von der kurzen Anreise, dem hohen Sicherheitsstandard und dem guten Essen. Wetter und Preisniveau gelten hingegen nur für wenige als Argument, den Urlaub in der Heimat zu verbringen.

 

Bad Überwasser gestern und heute
Bad Überwasser im Ultental war früher Treffpunkt für Bauern und Gäste, die Körper und Seele Gutes tun wollten.

In den Urkunden von 1423 wird es „Enhalb Wasser“ genannt und seine heilkräftige Quelle, bedingt durch die geologischen Besonderheiten des Ultentales, zeichnet sich bis heute durch einen hohen Eisen- und Mangangehalt aus.

1826 wird Bad Überwasser als ein neues, bequemes Badhaus beschrieben. So wie sich der Bau heute zeigt wurde er 1876 errichtet und blieb seither unverändert.
Die Quellen entspringen in der Nähe des Hauses, deren Wasser jetzt in drei große Betonbecken sprudelt, demselben Material wie die älteste Wanne, die heute in der Badestube als Schaustück steht.
Nach den Betonwannen kamen die Holzwannen, dann die Eisen- und zuletzt die gefliesten Wannen. Alle hatten einen Holzdeckel, und so schaute von den Badegästen nur Hals und Kopf heraus. Der Grund dafür war ganz einfach, das auf 37 Grad erwärmte Wasser blieb länger warm, und die Gefahr des Abtauchens war gebannt.

Bis 1935 wurde am Ufer der Falschauer das Wasser geschöpft und im Heizkessel als Badewasser aufbereitet. Wie beliebt das Badl war kann man aus den Überlieferungen letzter Zeitzeuginnen erahnen. Beim Eheversprechen wurde vielfach ein Kuraufenthalt für die Bäuerin zwischen der ersten und zweiten Mahd ausgehandelt, die dann auch genutzt wurde.
Es gab acht Badezellen mit neun Wannen. Betreut wurden die Gäste von Badefrauen, die für das Wohlbefinden der Badegäste sorgten. Es gab bereits Badesandalen und ein grobes Leinentuch, mit dem man sich nach dem Ruhen den Körper abrieb, eine Art Körperpeeling. Auch Trinkkuren wurden angeboten. Zeitzeugen berichten vom bewussten Trinken, mehrmals am Tag, damit der Körper Zeit hatte, die Mineralstoffe aufzunehmen.

Laut Überlieferung bedankten sich die wohlhabenden Gäste von auswärts oft bei den Badefrauen heimlich mit Naturalien wie Obst, Seife oder Parfüm.
Vormittags war das Bad den Hausgästen vorbehalten. Ungefähr 12 Zimmer mit insgesamt 30 Betten standen den Hausgästen zur Verfügung. Am Nachmittag war das Bad für Personen aus dem Tal und der Meraner Umgebung geöffnet. Die Badegäste konnten sich selbst versorgen, indem sie in der Gemeinschaftsküche ihr Essen zubereiteten. So konnten sich auch ärmere Leute eine Badekur in Bad Überwasser leisten. Für eine Kur waren meist fünf bis sieben Bäder vorgesehen.

1998 veröffentlicht die Berliner Zeitung Gottfried Oberthalers Aussagen auf die Frage der Ultner Mineralquellen und seine Badlen folgend: „Die Mineralquellen gibt es alle noch.Und vielleicht kommt ja doch noch einmal ein Investor, der diese wieder belebt.“ Und tatsächlich zwanzig Jahre später gelingt ein Neuanfang auf Bad Überwasser. Das historische Bad wurde vorbildlich renoviert und in die Jetztzeit geführt. Das nun unter Denkmalschutz stehende Gebäude hat einen interessanten Baubestand und man hat sich wegen der historischen Bedeutung als Bauernbadl in St. Walburg für dessen Erhalt ausgesprochen. „Das Gebäude ist ein baulicher Zeuge der für Ulten und für ganz Südtirol wichtigen Bäderkultur und Bädertradition“, erklärte Landesrat Mussner.

„Noch Ultn giahn sie gearn innr die Hiesign und die Fremmen – schun friahere Zeitn sein viel Leit wegn insere Badlen kemmen.“ Maridl Innerhofer

Es ist gelungen, den historischen Charakter zu erhalten, und so können die Badegäste ein wenig in die Atmosphäre von früher eintauchen. Bad Überwasser, ein Ort mit Geschichte und spiritueller Aura, wurde von unseren Ahnen gestaltet und dient heute zur Identifikation und Wahrung der Tradition. Neues bildet eine Einheit mit der Ursprünglichkeit. Historische Mauern im typischen Holzblockbau lassen eine Spur von Nostalgie aufkommen.
Gäste schätzen von Bad Überwasser die Lage an einem Wander- und Radweg, Idylle pur ohne Autos, ein Rückzugsort und ein Kurwald zum Auftanken sowie eine Gastgeberin mit Herz und Traditionsbewusstsein. Die historische Veranda mit Bibliothek, gutes Essen, hauseigene Quellen mitten im Wald, Trinkkuren,Becken geeignet fürs Kneippen, direkter Zugang zum Fluss mit Möglichkeit zum Fischen, genussvolles Baden im Bauernbad, mit Flair von damals, gesund werden und vorbeugen, ganzheitlich und nachhaltig, das stand gestern wie heute in Bad Überwasser in Ulten im Mittelpunkt.

Der Gasthof Bad Überwasser gehört zudem 2020 zu den Preisträgern der historischen Gastbetriebe in Südtirol. Ein vergessenes Bad ist somit wieder zum Leben erweckt worden.