Eine sehr sonnige Winterwanderung, die im weiten Bogen von Gratsch über Thurnstein und Schloss Tirol führt und uns dem Moränenkegel von Dorf Tirol entlang wieder nach Meran bringt.
Wir starten beim Sanatorium Martinsbrunn und gehen die Laurinstraße hinauf bis zum Gratscher Kirchlein. Leider ist die kleine, der Hl. Magdalena geweihte Kirche meist gesperrt. Aber bereits von hier aus sehen wir auf Schloss Tirol.
Der Aufstieg beginnt
Nun geht es nach links.Über einen alten Plattenweg an einem mächtigen Wegkreuz vorbei kommen wir zum ersten Bildstock des 14-Stationen-Weges, der direkt nach St. Peter führt. Unter der ersten Kreuzwegstation – die Bilder stammen vom bekannten Maler Peter Fellin – wenden wir uns nach links, durchqueren über einen Holzsteg ein kleines Tal und wandern weiter aufwärts. Ein uralter Pflasterweg, der viele Geschichten erzählen könnte! Bei der Kreuzung mit dem Algunder Waalweg setzen wir auf diesem unsere Wanderung fort. Hier können wir viel Sonne tanken, Bänke laden zu einer kurzen Rast, und wir erfreuen uns an der schönen Sicht zur alten Algunder Pfarrkirche. Jetzt im Winter ist diese Strecke auch nicht so überlaufen. Wir kommen zum Grabbach, überqueren ihn und gehen dann rechts, der Mark. 29 folgend, die Straße aufwärts bis zum Blumenthalerhof.
Über den Ochsentodweg
Nach links ginge es in Richtung Vellau, wir jedoch wollen über Thurnstein zum Schloss Tirol. Im ersten Abschnitt müssen wir etwas steil aufwärts. In den uralten Pflastersteinen haben die schweren Ochsenkarren aus dem Mittelalter tiefe Rillenspuren hinterlassen, die bis heute sichtbar sind. Aber bald ist die Steigung überwunden. An einem großen Bildstock mit dem Hl. Urban, dem Patron der Winzer, vorbei, kommen wir zum Unterötzbauer. Wir erreichen die Zufahrtsstraße und dann geht es oberhalb vom Schloss Thurnstein, das auch als Gaststätte geführt wird, weiter. Wir haben einen herrlichen Blick über die südländische Vegetation hinweg zum Stammschloss der Tiroler und zur Brunnenburg etwas unterhalb.
St. Peter, ein vorkarolingisches Kleinod
Unterhalb von zwei Hotels, einst einfache Gasthäuser, erreichen wir das Kirchenensemble von St. Peter. Zur Urpfarre St. Peter zählte bis 1787 auch Pfelders im hintersten Passeiertal. Von dort mussten fast 1000 Jahre lang die Verstorbenen in einem Sieben-Stunden-Weg über die Jöcher hierhergebracht werden. In den langen Pfelderer Wintern hat man sie einfach eingefroren. Heute gehört St. Peter mit Gratsch zum Zisterzienserpriorat Untermais. Wenn das Kirchlein auch über den Winter gesperrt ist, so lohnt sich ein stiller Gang über den kleinen Friedhof, in dem heute noch die Toten der umliegenden Gehöfte bestattet werden, allemal. Im Rückblick spüren wir noch den Segen, den uns das auf den Schultern eines mächtigen Christophorus thronende Kind nachschickt. Leider ist das Fresko an der Außenmauer teils zerstört.
Schloss Tirol, Stammschloss und Landesmuseum
Weiter geht unsere Wanderung, und jenseits eines Tälchens kommen wir direkt zum Schloss. Die Tatsache, dass es heute ein vielbesuchtes Landesmuseum ist, bewahrte das 1141 erstmals urkundlich erwähnte Schloss vor dem gänzlichen Verfall. Ausgrabungen weisen auf eine viel frühere Besiedlungsgeschichte hin. Wir bleiben auf der Straße, die südseitig zu einer Aussichtsplattform, sowie zur Vogelpflegestation führt. Dann geht es zurück durch einen zinnengeschmückten Torbogen und zur Nordseite des Schlosses. Die Tiroler Erdpyramiden im Blick überqueren wir den so genannten Köschtngraben, in den einst ein Teil des Wohntraktes und der äußeren Schlossmauer abrutschten. Wir gehen durch den 83 m langen Stollen, das so genannte „Knappenloch“, das Kaiser Leopold I. 1686 in den Moränenhang hatte treiben lassen. Hoch über dem Knappenloch stand einst das Schloss der Herren von Rubein, von dem heute nichts mehr zeugt.
Burglehen, die grüne Oase
Bald kommen wir ins Dorfzentrum mit der stattlichen Pfarrkirche, die Johannes dem Täufer geweiht ist. In dieser Adventszeit sind fast alle Hotels und Restaurants geschlossen. So bevölkern viele italienische Touristen auf vergeblicher Suche nach Einkehrmöglichkeiten die Straßen. Wir müssen mit viel Asphalt vorliebnehmen. Ein breiter Gehsteig führt der Straße entlang bergab. Am Minigolfplatz vorbei kommen wir zum Park Burglehen, der mit seinem kleinen Weiher einen Kurzbesuch wert ist. Es geht weiter abwärts, wir biegen in den Segenbühelweg ein und finden bald zur Rechten ein schmales Gässchen mit dem Hinweisschild Meran/Panoramaweg. Dieses nehmen wir und kommen in Serpentinen über den so genannten Tiroler Steig zum Tappeinerweg. Von dort erreichen wir binnen kurzem das Stadtzentrum.
info
Anfahrt: Mit dem öffentlichen Bus zur Haltestelle beim Sanatorium Martinsbrunn.
Ausgangspunkt: Sanatorium Martinsbrunn (350 m)
Ziel: Schloss Tirol (625 m)
Gehzeit: insgesamt rund 2,45 – 3 Std. Martinsbrunn – St. Magdalena: 15 Min. > Ochsentodweg: 45 Min. > Schloss Tirol: 40 Min. >Dorf Tirol: 20 Min. > Meran: 45 Min.
Beste Zeit: Winter, Frühling, Herbst
von Christl Fink