Mehrsprachigkeit, Nachhaltigkeit und Hochschulbildung stehen im Vordergrund des im Entwurf vorliegenden Strategiedokuments zur EU-Strukturfondsnutzung. Jeder kann dazu bis Ende März Stellung nehmen.
Über tausend Seiten umfasst das im Entwurf vorliegende Strategiepapier zur Nutzung der europäischen Strukturfonds für den Planungszeitraum 2021-27, das die Landesabteilung Europa im Netz veröffentlicht hat. Es soll die Grundlage für die strategische Ausrichtung aller Strukturfonds-Planungsdokumente des Landes bilden und die Vereinbarkeit dieser Strategien untereinander und mit den politischen Zielen der Landesregierung gewährleisten.
„Wir möchten die Maßnahmen und Wege, die wir in den vergangenen Jahren dank europäischer Strukturfonds erfolgreich umsetzen und beschreiten konnten, fortsetzen und weiterentwickeln. Zudem möchten wir uns auch neuen Herausforderungen stellen, um die Entwicklung in Südtirol im Einklang mit den politischen Zielen der Europäischen Union zu fördern“, erklärt Landeshauptmann Arno Kompatscher. Der Landeshauptmann, der in der Landesregierung auch für die Europa-Agenden zuständig ist, betont: „Wir legen auch auf eine möglichst große Beteiligung von Bevölkerung, Institutionen und Verbänden wert, um eine breit mitgetragene Endversion des Dokumentes erstellen zu können.“
Breiter Beteiligungsprozess bis Ende März
Erarbeitet hat das umfassende Dokument ein Netzwerk aus Projektpartnern von EU-Programmen unter der Federführung des Wirtschaftswissenschaftlers Gottfried Tappeiner von der Universität Innsbruck. Mit der Veröffentlichung im Netz wurde auch der Startschuss für die Partizipationsphase gegeben: Bis Ende März 2020 können alle Interessierten zur endgültigen Fassung des Dokuments beitragen. Sie können über die Webseiten des Landes zu Europa Vorschläge und Stellungnahmen online abgeben. „Alle Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen, sich zum Strategiedokument zu äußern und sich damit am Planungsprozess für die nächste Programmperiode 2021-27 zu beteiligen“, betont die Direktorin der Abteilung Europa, Martha Gärber. Am Ende der öffentlichen Konsultation wird die Landesregierung das endgültige Dokument genehmigen. Im Laufe des Jahres 2020 werden die ersten Entwürfe der Planungsdokumente für die einzelnen Strukturfonds wie ESF, EFRE und Interreg folgen.
Sprachen, Umwelt, Fachkräfte im Fokus
Neu im Strategiedokument 2021-27 ist im Vergleich zu den Vorgängerdokumenten der Brennpunkt Mehrsprachigkeit. Ziel ist es, in der Programmperiode, also bis Ende 2027, 80 Prozent der Pflichtschüler in der Zweitsprache auf ein B2-Niveau zu bringen. Ein zweiter Schwerpunkt ist die Ausbildung von qualifiziertem Personal zur Bekämpfung des Fachkräftemangels, insbesondere in Unternehmen zwischen mit zehn bis 49 Mitarbeitern (62% dieser Betriebe klagen über Fachkräftemangel) sowie Maßnahmen gegen die Abwanderung Hochqualifizierter ins Ausland. Dieser sogenannte Braindrain betrifft vor allem Akademiker: Laut Wifo der Handelskammer stehen im Fünfjahreszeitraum 2012 bis 2017 den 10.819 zugewanderten Akademikern 11.634 Personen mit Hochschulausbildung gegenüber, die ins Ausland abegwandert sind. Nachhaltigkeit und Umweltschutz sind schließlich nicht nur ein Schwerpunkt- sondern ein Querschnittsthema. Das Hauptaugenmerk gilt der Verringerung des Kohlendioxidausstoßes. Nachhaltigkeitsmaßnahmen sollen auch in der Mobilität, der Innovation (besonders auch im sozialen und organisatorischen Bereich), bei der Zusammenarbeit zwischen Forschung und Wirtschaft, der Digitalisierung, durch die Kreislaufwirtschaft, zum Schutz der Artenvielfalt gesetzt werden, um dem Klimawandel entgegen zu wirken. (LPA/sf/jw)