Lebensmittelabfälle und Verpackungsmüll werden in plastikfreien Märkten möglichst vermieden. Das Konzept des verpackungsfreien Einkaufens zielt auf eine nachhaltige Entwicklung und Ressourcenschonung ab. Die Idee an sich ist alt, erlebt aber vor allem in den letzten Jahren einen großen Zuspruch.
Der Gang durch einen Supermarkt zeigt auf: jede Menge Verpackung, hauptsächlich Plastik. Ein trauriger Trend ist hierbei vor allem in Plastik eingepacktes Obst und Gemüse. Noch vor 20 Jahren konnte man dieses vorwiegend verpackungsfrei einkaufen. Und auch sonst findet man kaum ein Produkt unverpackt. Zwar bietet sich gerade am Land die Möglichkeit an, gewisse Waren frisch vom Wochenmarkt oder direkt vom Bauern zu erwerben, doch der überwiegende Teil des täglichen Konsums verursacht viel Verpackungsmüll.
Als Gegenkonzept zum ausufernden Plastikproblem wurden – vor allem im urbanen Raum – zahlreiche Läden eröffnet, die vorwiegend oder gänzlich auf Verpackungen verzichten. Das sogenannte „Zero Waste“-Konzept: also nichts zu verschwenden, bewusst zu verbrauchen und möglichst ohne Müll zu leben. Dieser Gedanke war auch der Antrieb von Marion und Andreas, vom Unverpockt-Laden in Naturns. „Wer im Privaten möglichst überall auf Müll verzichten möchte, stößt recht bald an seine Grenzen“, erläutert Marion. So sei es zwar möglich, einiges auch regional unverpackt zu kaufen, aber meistens beschränke sich dies auf Lebensmittel und weniger auf andere Dinge des täglichen Gebrauchs. Für alles immer in die Stadt zu fahren, empfand Marion als wenig nachhaltig. So reifte in ihr der Gedanke, am Land ein Geschäft zu eröffnen, welches den gesamten Bedarf einer Familie abdeckt. Gemeinsam mit ihrem Mann Andreas, konnten sie Mitte Juli – coronabedingt leider verzögert – die Türen ihres Unverpackt-Ladens in Naturns öffnen. Mit Erfolg. Das Konzept wird gut angenommen, auch dank des breiten Sortiments, welches laufend erweitert wird. Im Sinne einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft versuchen die Betreiber von Unverpackt-Läden generell ihr Angebot möglichst regional und saisonal zu gewährleisten. Kleine Bauern oder Betriebe zu unterstützen ist ihr Anliegen. So finden sich beispielsweise neben selbstgenähter Kinderkleidung und Stoffwindeln, Naturkosmetik für Kleine und Große, unterschiedliche plastikfreie Trinkflaschen oder Jausenboxen, mittels Permakultur angebautes Obst und Gemüse, ebenso wie eine Vielzahl an Getreidesorten, Trockenfrüchten und Lebensmittel für eine bewusste Ernährung. „Eben alles, was eine Familie so braucht“, schmunzelt Marion. Ihre Kinder haben die beiden für diese notwendige Vielfalt sensibilisiert.
Wie der Einkauf funktioniert
Der Blick in einen Unverpackt-Laden erinnert an längst vergangene Tage und kleine Tante-Emma-Läden. Das Sortiment wird überwiegend lose angeboten. Die Kunden können ihre eigenen mitgebrachten Behälter für den Einkauf nutzen und Waren in beliebiger Menge abfüllen. Je nach Produkt,eignen sich beispielsweise Schraubgläser, Einkaufsnetze, Flaschen, Dosen oder Stoffbeutel dafür. Oftmals werden in den Geschäften zudem biologisch abbaubare Verpackungen oder Mehrwegbehälter zum Kauf oder Pfandbehälter angeboten. Vor dem Befüllen wird die Verpackung abgewogen und das Eigengewicht danach an der Kasse abgezogen.
Nicht nur feste Lebensmittel lassen sich so verpackungsfrei einkaufen. Das Prinzip des Selbst-Abfüllens funktioniert auch bei Duschgel oder Waschmittel. Alternativ bieten viele Unverpackt-
Läden ein umfangreiches Sortiment an fester Kosmetik: von Haarseifen und Spülungen bis hin zur festen Zahnpasta oder Rasierseife. Sie alle haben den Vorteil, (mikro-)plastikfrei, fast oder gänzlich ohne Verpackungsmüll und zumeist aus vollkommen unbedenklichen Inhaltsstoffen zu sein.
In einem Unverpackt-Laden hat man die Möglichkeit, individuell und in Ruhe einzukaufen. Ein ausgewiesenes Zielpublikum gibt es nicht – für jeden lässt sich etwas finden. Die Waren sind überwiegend von hochwertiger Qualität, oft regional. Damit unterstützt man zum einen die lokale Kreislaufwirtschaft und zum anderen trägt man nebenbei (s)einen Beitrag zur Müllvermeidung bei. Und noch ein Vorteil: man kann Neues in kleinen Mengen probieren oder bewusst nur die Menge einkaufen, die man tatsächlich benötigt. Zudem steckt hinter einem Unverpackt-Laden zumeist kein großer Konzern, sondern mutige Einzelhändler. In Südtirol haben schon einige verpackungsfreie Läden eröffnet. So auch im Burggrafenamt. Ein Besuch lohnt sich!
Jasmin Maringgele