Das Landesamt für Wildbach- und Lawinenverbauung West hat mit der Errichtung eines Lawinenschutzdammes begonnen, der den Schutz für Häuser und Straßen in der Gemeinde Martell verstärken soll.
Martell wird seit Jahrhunderten immer wieder von der Windlahn Eberhöfer bedroht, wie die Dorfchronik bezeugt. Zuletzt durchquerte im November 2019 eine Nassschneelawine das Dorf. „Eine Studie zum Lawinenrisiko für das Dorf Martell zeigt ein hohes Schadenspotential auf und damit einen klaren Handlungsbedarf“, unterstreicht Bevölkerungsschutzlandesrat Arnold Schuler, der nach diesem vorläufig letzten Lawinenabgang gemeinsam mit Landeshauptmann Arno Kompatscher das Ausmaß bei einem Lokalaugenschein in Martell begutachtet hatte. „Es ist wichtig, dass in Gebieten wie diesen beständig in Bauten zum Schutz der Bevölkerung investiert wird“, betont Schuler. „Vor allem der Siedlungsbereich, die zahlreichen Hofzufahrten und die Straßen müssen geschützt werden.“
Sicherheit der Bevölkerung das Wichtigste
Im ausgedehnten Anbruchgebiet der Lawine wurden in den vergangenen 10 bis 15 Jahren bereits viele Arbeiten vonseiten der Wildbach- und Lawinenverbauung durchgeführt und zahlreiche Lawinensperren aufgestellt, berichtet der Marteller Bürgermeister Georg Altstätter: „Trotzdem sind Teile des Dorfes Martell noch Rote Zone, deshalb haben wir auf Wunsch der Bevölkerung und der Gemeindeverwaltung übereinstimmend mit dem Funktionsbereich Wildbachverbauung die Errichtung dieses Dammes angestrebt. Wir sind glücklich darüber, dass die Arbeiten möglichst noch im Sommer abgeschlossen werden, damit das Dorf bei einem größeren Abgang der Eberhöfer Lawine geschützt ist.“ Der Marteller Bürgermeister bedankt sich beim gerade pensionierten langjährigen Direktor der Agentur Bevölkerungsschutz Rudolf Pollinger und bei Amtsdirektor Peter Egger und allen seinen Mitarbeitern für ihren Einsatz zum Schutz der Bevölkerung.
Derzeit besteht in der Ortschaft Meiern in der Gemeinde Martell ein Lawinenablenkdamm, der das Dorf vor der Lawine Eberhöfer schützt. Bei großen Ereignissen besteht jedoch die Gefahr, dass dieses bestehende Schutzbauwerk von oben her hinterflossen werden kann – dieser Gefahr soll nun der neue Lawinenablenkdamm entgegenwirken, der in Eigenregie durch den Baubetrieb der Agentur für Bevölkerungsschutz in den kommenden drei bis vier Monaten bergwärts errichtet wird, erklärt der Direktor des Landesamtes für Wildbach- und Lawinenverbauung West Peter Egger. Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit Matthias Platzer vom Planungsbüro are erstellt, Bauleiter ist Roland Schweitzer und Baustellenleiter Florian Nössing vom Amt für Wildbach- und Lawinenverbauung West.
Zyklopensteine aus dem Martelltal
Die Mannschaft mit Vorarbeiter Hansjörg Stricker errichtet einen Erddamm von 170 Metern Länge mit circa 10 Metern Gesamthöhe, der auf der Lawinenseite mit Zyklopensteinmauerwerk verstärkt ausgeführt wird. Dafür werden circa 1200 Kubikmeter Zyklopensteinmauer eingebaut; die Zyklopensteine werden unter anderem oberhalb der Landesstraße bei der Durraplatt-Lawine entnommen, wo im kommenden Jahr ebenfalls zum Schutz der Landesstraße nach Hintermartell ein Lawinenschutzdamm errichtet werden soll.
Der jetzt im Bau befindliche Lawinendamm wird nach den Regeln der Ingenieur-Geotechnik ausgeführt, erläutert der Direktor des Funktionsbereichs Wildbachverbauung Fabio De Polo. Die Gesamtkosten für das Projekt belaufen sich auf 600.000 Euro. (mac)