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Unterwegs in Marling

Marling in unmittelbarer Nähe von Meran ist doch ein Ort für ruhesuchende Naturliebhaber. Ein weitläufiges Wandernetz und lange kultivierter Weinanbau kennzeichnen die Gemeinde Marling mit seinem vielfältigen Vereinsleben.

von Jasmin Maringgele

Urkundlich erwähnt wurde Marling erstmalig 1102 unter dem Namen „Marnea“. Allerdings existiert keine verlässliche Interpretation über Bedeutung oder Ausgangssprache des Wortes. Eine Deutung bezieht sich auf das frühlateinische Wort „marneus“ und bedeutet in etwa Erdrutsch oder steiniges Flurstück.
Als gesichert gilt hingegen die enge Beziehung zum Weinanbau in Marling, welcher bis ins 12. Jahrhundert zurückreicht. Der 2016 angelegte WeinKulturWeg mit seinen historischen Erläuterungen ist Zeugnis hiervon. Die zahlreichen Privatkellereien mit ihren Weinhöfen und die Kellereigenossenschaft Meran zeigen den hohen Stellenwert des Weinanbaues auf. Der Anbau von Tafeläpfeln ist ein weiterer Wirtschaftszweig, neben dem Tourismus. Traurige Berühmtheit erlangte der Marlinger Lehrer Franz Innerhofer als Opfer der ersten Gewalthöhepunkte des italienischen Faschismus in Südtirol. Innerhofer war Trommler der Musikkapelle Marling und starb beim Versuch einen Jungen vor faschistischen Übergriffen zu beschützen. Er wurde am sogenannten Bozner Blutsonntag, am 24. April 1921 durch Schüsse im Hauseingang des Bozner Ansitzes Stillendorf tödlich verletzt.

Sehenswertes in Marling
Lohnend zu besichtigen sind in Marling zahlreiche Sakralbauten. Allen voran die neugotische Pfarrkirche Maria Himmelfahrt aus dem 19. Jahrhundert. Die Seitenkapellen und der Turm stammen noch aus der Erbauungszeit im 13. Jahrhundert. Besonders bemerkenswert ist der Umstand, dass das Läuten der Kirchenglocken der Marlinger Pfarrkirche sogar den Komponisten Franz Liszt zu einem Lied anregte. Aufgrund der markanten Erscheinung der Pfarrkirche war diese außerdem Vorbild für den Bau der Selsley Church im englischen Gloucestershire.
In Marling lässt sich zudem noch die ursprünglich romanische und später gotisch erweitere St.-Felix-Kirche – ein Quellheiligtum – bestaunen. Ein Brauchtum besagt, dass bei Kopfleiden der Kopf mit Wasser, welches mit einer Kelle aus der Öffnung am Kirchenboden geschöpft wurde, zur Linderung gewaschen wird. Bei Krankheit der Gliedmaßen trugen die Gläubigen hölzerne Arme, Füße und Köpfe dreimal um den Altar. Das Schloss Lebenberg liegt oberhalb von Marling auf dem Gemeindegebiet von Tscherms und zählt zu den schönsten und größten Schlössern Südtirols. Erwähnenswert ist zudem der Ansitz Schickenburg, erstmalig erwähnt im Jahre 1369 und seit 1950 mitsamt seiner Kapelle unter Denkmalschutz.

 

Beschaulich und doch in Stadtnähe

Ein weitläufiges Wandernetz über drei Höhenlagen am Marlinger Berg bietet für alle Ansprüche eine passende Wanderung. Die Ortsstelle des AVS in Marling wurde 1969 gegründet und und besteht aktuell aus 601 Mitgliedern.

Bernhard Erb, Ortsstellenleiter in Marling, erläutert Wissenswertes rund um das Leben in Marling.

Bernhard Erb, AVS-Ortstellenleiter

Durch Corona musste auch der AVS seine Aktivitäten und Touren absagen. Wie entwickelt sich das Vereinsleben derzeit – was habt ihr geplant?
Bernhard Erb: Zuallererst ist es wichtig, dass das Vereinsleben wieder starten kann. Es war ja 1,5 Jahre mehr oder weniger ein Stillstand. Was sicherlich bemerkbar ist, ist der Umstand, dass sich das Marlinger Vereinsleben generell verändert hat – nicht nur im AVS. Es beteiligen sich – zumindest momentan – spürbar weniger Leute an Vereinstätigkeiten als noch vor Corona.
Wir als AVS- Ortsstelle möchten für 2021 und 2022 vor allem das Thema Nachhaltigkeit stärker in den Fokus rücken. Die „Mein­Hausberg“-­Aktion des AVS lädt dazu ein, verstärkt mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu Wanderungen anzureisen und auch Ziele in der Nähe zu erwandern. Wir haben als Ortsstelle Marling bereits zwei Wanderungen in letzter Zeit mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gemacht und durchwegs gute Rückmeldungen erhalten. Ich kann feststellen, dass die Leute sehr motiviert sind, endlich wieder gemeinschaftlich Touren zu starten. Derzeit konzentrieren wir uns auf Tagestouren, da Hüttenübernachtungen schwierig sind.

Marling bietet zahlreiche Wanderwege außer den Marlinger Waalweg. Welchen Wandertipp hast du für Familien im Herbst?
Da bei uns die Berge recht steil sind, würde ich zwischen Familientouren und Wanderungen für Geübtere unterscheiden. Die Vigljochbahn eignet sich sehr gut als Aufstiegshilfe für Familien. Von dort aus lassen sich viele Wanderungen starten. Das Vigljoch ist im Herbst lange begehbar. Eine tolle Wanderung für Familien ist die Rundwanderung am Vigljoch.
Vom Gasthaus Eggerhof startet die Wanderung über Almboden und Eggersteig (Markierung 31) zur Bergstation der Seilbahn Vigiljoch. Hier rechts ab und über den breiten Forstweg Nr. 34 hinauf zum bekannten und sehenswerten Vigiljoch Höhenkirchlein. Erneut rechts haltend geht es über den Weg Nr. 9 zum Gasthaus Seespitz (Einkehrmöglichkeit) bei der Schwarzen Lacke. Auf Markierung 9 steigt man hinunter zum Startpunkt am Eggerhof. Die Gehzeit liegt bei 3,30 Stunden und es sind 500 Höhenmeter zu bewältigen.

Äpfel- und Weinberge prägen das Landschaftsbild von Marling. Wo entspannst du dich am liebsten?
Ich finde den Marlinger Waalweg am Abend, sobald Ruhe eingekehrt ist, einmalig schön. Ab etwa 17 Uhr finden sich dort zahlreiche lauschige und ruhige Plätze, um den Tag ausklingen zu lassen. Die Aussicht ist einfach wunderschön.

Wenn du an Marling als Gemeinde denkst, was fällt dir hierzu ein? Was kennzeichnet diese Gemeinde nahe der Stadt Meran?
Marling ist zwar neben Meran, aber doch abseits vom Trubel. Die Stadt ist schnell zu erreichen und es ist trotzdem ruhig. Als Wohngemeinde also sehr gemütlich. Ich schätze das florierende Vereinsleben und die Kleinigkeiten, die Marling angenehm machen. Große Attraktionen sucht man bei uns vergeblich, dafür findet man eine starke und vielmals alteingesessene Dorfgemeinschaft. Besonders spannend sind die viele Privatkellereien. Marling muss man mögen und das tun wir Marlinger. Es dauert für Auswärtige oder Zugezogene womöglich etwas länger, bis sie richtig in Marling angekommen sind. Das ist in anderen Gemeinden im Burggrafenamt sicher etwas einfacher. Aber gerade für junge Familien und Ruhesuchende ist Marling optimal.