„Unsere Stärke liegt in der Gemeinschaft und im Gemeinsinn“, unterstrich Landeshauptmann Kompatscher beim Tag der Autonomie am Magnago-Platz in Bozen.
Gemeinschaftswerk vieler
Landeshauptmann Arno Kompatscher unterstrich: „Südtirols Autonomie ist das Gemeinschaftswerk vieler.“ Kompatscher hob drei anwesende Persönlichkeiten hervor, die sich besonders um die Autonomie verdient gemacht haben. Einer davon ist Magnagos Nachfolger als Landeshauptmann Luis Durnwalder. „Magnago hat das Haus Autonomie gebaut, Durnwalder hat es eingerichtet, um- und ausgebaut“. Zweitens gäbe es ohne Österreich keine Autonomie, sagte Kompatscher und betonte an den ehemaligen österreichischen Bundespräsidenten Heinz Fischer gerichtet: „Südtirol ist und bleibt Österreich zu Dank verbunden.“
Damit Südtirols Autonomie erreicht und weiterentwickelt werden konnte, habe es schließlich die Zustimmung des italienischen Staates gebraucht, erklärte Kompatscher und dankte dafür stellvertretend dem ehemaligen Präsidenten der EU-Kommission und italienischen Ministerpräsidenten Romano Prodi: „In dessen Amtszeit als Ministerpräsident wurde mit den meisten erreichten Durchführungsbestimmungen (14) viel für Südtirol getan“, erinnerte der Landeshauptmann.
LH Kompatscher: „Autonomie der Zukunft gestalten“
Die Autonomie sei keineswegs perfekt, sie sei ständig weiterzuentwickeln und habe auch Grenzen. Viele Entwicklungen bräuchten eine einheitliche Koordinierung, auf staatlicher, europäischer und globaler Ebene, beispielsweise die Corona-Pandemie und die Klimakrise. Um die Prinzipien der Subsidiarität und des Föderalismus weiterzuführen, brauche es einen verbesserten Austausch und mehr Zusammenarbeit zwischen den Regierungsebenen.
„Wir sind bereit, weitere Verantwortung zu übernehmen“, betonte Kompatscher und nannte die Digitalisierung und den Umweltschutz als Beispiele, in denen die autonomen Zuständigkeiten definiert und erweitert werden sollten. Für die Autonomie brauche es aber auch ein Stückweit die für die Südtiroler typische Hartnäckigkeit: „Unsere Südtiroler Stärke liegt in der Gemeinschaft und im Gemeinsinn. Ich wünsche mir ein Südtirol, das Heimat gibt und weltoffen, europäisch und mehrsprachig ist“, unterstrich der Landeshauptmann.
Neuer Parcours zeigt Südtirol-Autonomie multimedial
Über die Bedeutung der Autonomie Südtirols informiert an neun Stationen am Silvius-Magnago-Platz ein neuer multimedialer Rundgang, der bei der Feierstunde eröffnet wurde. Der Parcours ist ständig und kostenlos zugänglich. Komplettiert wird er durch die Installation der Gemeinde Bozen zu Ehren des italienischen Autonomie-Wegbegleiters Alcide Berloffa im angrenzenden Park (LINK). „Berloffa war Mitglied der Neunzehnerkommission, die das Südtirol-Paket erarbeitet hat“, erläuterte der Bozner Bürgermeister Renzo Caramaschi: „Er war enger Vertrauter Aldo Moros, der sich im italienischen Ministerratspräsidium mit den Südtirol-Fragen befasste. Er war Vorsitzender der Sechser- und Zwölferkommission, die die Durchführungsbestimmungen zur Weiterentwicklung der Autonomie ausgearbeitet haben. Schließlich war er auch Mitglied des italienischen Staatsrats. Zeitweise geriet er in Vergessenheit – nun wollen wir wieder an ihn erinnern.“
Grundlage für den Bau des Parcours bildete ein Beschlussantrag des Landtags 2018. Gerade die Autonomie erlaube es, Entscheidungen zu treffen, die den lokalen Bedürfnissen am besten entsprechen, um auf Dauer Wohlbefinden zu garantieren, sagte Landtagspräsidentin Rita Mattei: „Ich bin sicher, dass diese Installation beitragen wird, den Wert unserer Autonomie aufzuzeigen und die Art. wie wir unser Amt ausüben sollen: Wie Magnago sagte: ‚indem wir unsere Erfahrung, unsere Kompetenz und unsere Liebe zu diesem Land bereit stellen‘.“
Autonomie bietet gute Zukunftschancen für die Jugend
Mit der Autonomie und deren Zukunft auseinandergesetzt haben sich bei der Feierstunde auch Jugendliche selbst, und zwar Mitglieder der Jugendbeiräte aller drei Sprachgruppen, Lucia Baumgartner, Francesco Rauhe und Felix Nagler. Sie unterstrichen, dass die Autonomie auch gute Zukunftschancen für die Jugend bieten würde. „Autonom sein ist für mich nicht nur Selbstbestimmung, sondern ist auch an den Gedanken der Eigenverantwortung gebunden. Die Autonomie sollte jedoch niemals eine gesellschaftliche Barriere darstellen und Spannungen zwischen ethischen Gruppen auslösen“, sagte Baumgartner. Sie wünsche sich besonders für junge Frauen in Zukunft noch mehr von der Autonomie.
Gemeinsam weiterarbeiten in der Euregio
„Durch das vor 75 Jahren geschlossene Abkommen hat sich Südtirol unglaublich weiterentwickelt. Südtirol ist ein Vorbild in ganz Europa und hat eine hohe Lebensqualität gebracht“, sagte der Euregio-Präsident und Landeshauptmann von Tirol Günther Platter. Durch das Abkommen sei aber auch das Fundament für die Euregio gelegt worden, sagte Platter. Auch der Trentiner Landeshauptmann Maurizio Fugatti verwies auf die gemeinsame Arbeit der Länder: „Vor allem die Zusammenarbeit zwischen den Provinzen Trient und Bozen war wichtig und hat sich besonders während der Pandemie bewährt. Sie hat bewiesen, dass die Selbstverwaltung in Notzeiten bedeutend ist. Sie ermöglicht auch, gegenüber dem Zentralstaat Einigkeit zu zeigen. All dies wird die Entwicklung dieser Gebiete auch weiterhin stärken“, sagte Fugatti.
Historischer Hintergrund: Abschluss des Pariser Vertrags
Am 5. September 2021 jährt sich der Abschluss des Pariser Vertrages zum 75. Mal. Im Rahmen dieses Vertrags hatten der damalige Außenminister von Österreich Karl Gruber und der italienische Ministerpräsident Alcide De Gasperi mit dem sogenannten Gruber-De-Gasperi-Abkommen den Grundstein für die Südtirol-Autonomie gelegt. Am 5. September wird deshalb der Tag der Autonomie begangen. Einer der herausragenden Akteure der Südtiroler Autonomie war der ehemalige Landeshauptmann (1960 bis 1989) Silvius Magnago. Ihm zu Ehren trägt der Platz vor dem Südtiroler Landtag sowie dem Palais Widmann, in dem die Südtiroler Landesregierung ihren Sitz hat, Magnagos Namen. Informationen zum Tag der Autonomie gibt es auch im Web. (san/sf/np/ma/tl/rc)