Die Landwirtschaft im Burggrafenamt genießt einen guten Ruf. Es wird eine hervorragende Qualität bei Obst und Wein produziert und auch die Nischenkulturen gewinnen immer weiter an Bedeutung. Gutes Klima und fleißige Landwirte, die ihre Felder bewirtschaften sorgen dafür.
von Michael Andres
Wir haben mit Bernhard Burger, dem Bauerbund-Bezirksobmann im Burggrafenamt gesprochen. Burger hat diese Funktion seit dem Jahre 2009 inne. Er selbst bewirtschaftet mit seiner Familie den Ochsenkoflerhof in Burgstall.
Wie geht es der Obstwirtschaft im Burggrafenamt?
Bernhard Burger: Die Ernte 2020 wurde im letzten Jahr zu guten Preisen abgesetzt. Der Markt heuer ist etwas schwieriger als im letzten Jahr, auch weil sehr viel Obst auf den europäischen Märkten ist. Dennoch hoffe ich auf einen zufriedenstellenden Preis. Stark im Kommen sind die Vertragssorten, wie Kanzi, Giga, Red Pop, Envy oder Cosmic Crisp. Dafür werden alte Anlagen erneuert. Ein großes Anliegen der Obstwirtschaft ist, den Anbau noch nachhaltiger zu machen. Eine große Herausforderung wird werden, ausreichend Erntehelfer zu finden.
Wie schaut es dabei mit Bio aus?
Die Biofläche nimmt stetig zu. Das ist auch durchaus zu begrüßen. Da in den letzten Jahren nicht nur im Burggrafenamt, sondern in vielen Obstanbaugebieten Europas die Bioproduktion gestiegen ist, ist der Markt etwas schwieriger geworden.
Die Hauptaufgabe in der Vermarktung ist nun, die Märkte zu erweitern bzw. neue Märkte für Bioäpfel zu finden. Wichtig ist, dass Angebot und Nachfrage möglichst Hand in Hand gehen.
Welches sind neben Äpfel die wichtigsten Zweige?
Ein sehr wichtiges Standbein im Burggrafenamt ist natürlich der Weinbau, der an Bedeutung gewinnt und die Fläche zunimmt. Im Berggebiet ist für die Betriebe die Milchwirtschaft die Haupteinnahmequelle. Wir stellen aber auch fest, dass sich immer mehr Betriebe Nischen suchen, in denen sie erfolgreich sind. Die Direktvermarktung hat hier eine zentrale Rolle. Eine vierte Säule der Burggräfler Landwirtschaft ist der Urlaub auf dem Bauernhof.
Wie prägten die Corona-Jahre den Urlaub auf dem Bauernhof, mit welchen Problemen hatten die Betriebe zu kämpfen?
Die Corona-Pandemie spürten die Urlauf-auf-dem Bauernhof-Betriebe, ähnlich wie der gewerbliche Tourismus, natürlich sehr stark. Wochenlang mussten die Betriebe geschlossen bleiben. Auch sobald sie öffnen durften, dauerte es einige Zeit, bis die Ferienwohnungen und Zimmer wieder einigermaßen normal gebucht waren. Zudem war bei den Gästen die Verunsicherung bzgl. der europaweit unterschiedlichen Corona-Bestimmungen, der Grenzschließungen, der Quarantäneregeln usw. sehr groß. Die Saison 2021 startete Corona bedingt deutlich später als gewöhnlich, Sommer und Herbst waren aber sehr gut gebucht. Der Winter ist wieder etwas schwächer als in normalen Zeiten.
Wie geht es den Bergbauern im Bezirk?
Die Bergbauern bearbeiten unter erschwerten Bedingungen ihre Höfe. Das verdient Anerkennung und Respekt. Gott sei Dank haben wir ein gut funktionierendes Genossenschaftswesen, das recht gute Milchpreise sichert. Dennoch brauchen fast alle Bergbauernfamilien ein zweites oder drittes Einkommen am Hof oder außerhalb. Die aktuell hohen Energie- und Betriebsmittelpreise treffen die Berglandwirtschaft besonders hart. Hervorheben möchte ich aber die Leistungen bei der Landschaftspflege. Wenn wir wollen, dass unsere einmalige Kulturlandschaft so erhalten bleibt, sollten wir die Bergbauernfamilien unterstützen. Das geht am besten mit dem Kauf heimischer Lebensmittel.
Wie steht es um die Nischenkulturen im Burggrafenamt?
Nischenkulturen gewinnen an Bedeutung. Besonders junge Bauern sind auch für neue Produkte und Märkte offen. Zudem sind sie häufig sehr innovativ. Der Südtiroler Bauernbund unterstützt diese Betriebe durch die Abteilung Innovation und Energie. Wir werden in den nächsten Jahren einige neue Produkte am Markt sehen.