Das „Outdoor Kids Camp“, die Trainingspiste „Wallpach“, die Generalüberholung bestehender Anlagen, ein neues Mehrzweckbecken, das sowohl zur Beschneiung als auch als Zivilschutzbecken zur Bewässerung des Gebietes genutzt werden kann: Die „Meran 2000 Bergbahnen AG“ hat unter der Präsidentin Sonja Pircher vieles in Angriff genommen. Ein Resümee mit der Präsidentin über 6 Jahre an der Spitze der Gesellschaft.
von Philipp Genetti
Frau Pircher, vor knapp einer Woche kam es bei der „Meran 2000 Bergbahnen AG“ zu einem Stabwechsel. Nach zwei aufeinanderfolgenden Mandaten löste Andreas Zanier Sie als Präsidentin ab. 2016 waren Sie erstmals von der Gemeinde Meran in die AG entsandt worden. Wie blicken Sie auf diese zwei Mandatsperioden zurück?
Wenn ich zurückblicke, wird mir erst bewusst, wie sich Meran 2000 in den letzten 6 Jahren weiterentwickelt hat. Es war mein Vorgänger, Walter Weger, der mit dem Bau der neuen Seilbahn in Meran 2000 den Umbruch eingeleitet hat. Durch den Neubau hat sich der Sommertourismus sehr gut entwickelt. Das hatte zur Folge, dass die Gesellschaft mehr Erlöse erwirtschaften und daher verstärkt in die Weiterentwicklung des Skigebietes investieren konnte.
Das erste Projekt, das wir 2016 als neuer Verwaltungsrat realisiert haben, war der Sommerkinderspielplatz „Outdoor Kids Camp“ am Piffinger Köpfl. Danach nahmen wir die Errichtung einer neuen Trainingspiste Wallpach mit Unterführung in Angriff. Die Trainingspiste ist mittlerweile durch die Burggräfler Vereine und Skiclubs voll ausgelastet. Mit der Wintersaison 2018/19 wurde dann der neue kuppelbare 6er-Sessellift Wallpach in Betrieb genommen und in der letzten Wintersaison das neue Mehrzweckbecken.
Was ist das Besondere am neuen Speicherbecken?
Bei der Realisierung des neuen Mehrzweckbeckens war mir von Anfang an klar, dass dieses nicht ausschließlich der Beschneiung dienen sollte. In Zusammenarbeit mit der Gemeinde Hafling und der zuständigen Feuerwehr gelang es uns das Becken neben der Beschneiung auch für Zivilschutz- und Beregnungszwecke zu schaffen. Dabei wurde ich von der Feuerwehr auch deshalb unterstützt, weil es auf dem ganzen Tschögglberg auf dieser Meereshöhe keine für Hubschrauber zugängliche Wasserressource für Löschzwecke gibt. Das neue Wasserspeicherbecken fasst 77.000 m3 Wasser. Ohne die rechtzeitige Inbetriebnahme des Mehrzweckbeckens im Spätherbst 2021 wäre es undenkbar gewesen, sowohl das äußere als auch das innere Skigebiet auf Meran 2000 pünktlich zu Weihnachten zu öffnen.
Was waren für sie die größten Herausforderungen der vergangenen 6 Jahre?
Die größte Herausforderung war für mich der Aufbau eines Vertrauensverhältnisses zur Haflinger Bevölkerung und der Gemeindeverwaltung. Dazu muss man wissen, dass die Gemeinde Meran 64,20 % an der „Meran 2000 Bergbahnen AG“ hält, während der Anteil der Gemeinde Hafling gerade mal 5,35 % beträgt. Meran 2000 war und ist für mich aber immer „unser“ Burggräfler Wander- und Skigebiet unabhängig von den Beteiligungsverhältnissen der Aktionäre. Wir sind ein Gemeinschaftsprojekt, von dem sowohl der Meraner Raum als auch die Gemeinde Hafling profitiert, dies wurde in der Vergangenheit jedoch nicht immer so wahrgenommen. Vor diesem Hintergrund empfinde ich es als besondere Errungenschaft, dass es mir gelungen ist, die verschiedenen Interessensvertreter an einen Tisch zu bekommen und sie davon zu überzeugen, dass Meran 2000 „unser gemeinsames“ Gebiet ist und wir es dementsprechend auch gemeinsam voranbringen müssen.
Die Gemeinde Meran und die Gemeinde Hafling sind zwei der Gesellschafter. Wie sind die restlichen Gesellschaftsteile verteilt?
64,20 % der Gesellschaft gehören wie gesagt der Gemeinde Meran, 23,39 % der Seiser Alm Bahn AG, 5,35% hält die Gemeinde Hafling, 3,84 % die Gemeinde Schenna und 2,56 % die Gemeinde Tirol und 0,66 % gehören verschiedenen kleinen Aktionären..
Interessanterweise nennt sich der Tourismusverein in Hafling „Hafling-Vöran-Meran 2000“. Was hat es damit auf sich?
Das hängt ebenfalls mit der Geschichte des Gebietes zusammen. Nach dem Neubau der Seilbahn und der damit einhergehenden besseren Anbindung zum Ballungsraum Meran hat die Gesellschaft entschieden, die Vermarktung von Meran 2000 gesellschaftsintern zu verstärken. Die Zusammenarbeit mit dem Tourismusverein „Hafling-Vöran-Meran 2000“ funktioniert weiterhin sehr gut. Wir sind jetzt auch im Verwaltungsrat des Tourismusvereins vertreten.
Immer wieder wurde über eine mögliche Verbindung von Meran 2000 mit Reinswald im Sarntal spekuliert. War das unter Ihrer Verwaltung ein Thema?
Eigentlich nicht. Eine Verbindung des Skigebiets Meran 2000 mit Reinswald wäre zudem mit bedeutenden landschaftlichen Eingriffen und sehr großen Investitionen verbunden. Als Verwaltungsrat haben wir vorrangig versucht, das bestehende Gebiet weiterzuentwickeln. Ziel war eine nachhaltige Entwicklung des bestehenden Gebietes und insbesondere die Verbindung zwischen äußerem und innerem Gebiet zu verbessern und zu optimieren, um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben. Gute und moderne Infrastrukturen kommen sowohl den Einheimischen als auch den Gästen zugute. Das war stets unser Fokus.
Welche schönen Erinnerungen sind geblieben?
Mir war es von Anfang an wichtig auf Augenhöhe und im gegenseitigen Respekt mit allen Stakeholdern (Verwaltungsrat, Gemeinden Meran und Hafling, TV Hafling, Interessentschaften, Feuerwehren, Skiclubs, Hüttenwirte, usw.) zu sprechen. Mit der Zeit hat sich dadurch ein gegenseitiges Vertrauen aufgebaut, welches es uns ermöglicht hat, das Gebiet zum Nutzen aller weiter zu entwickeln. Dieses Vertrauen hat dazu geführt, die großen Projekte umzusetzen und somit schöne Momente miteinander erleben zu dürfen. In diesem Sinne empfinde ich es als besondere Genugtuung, dass bei diesen Treffen – trotz unterschiedlicher Interessen – immer ein fairer und kollegialer Austausch zwischen den Stakeholdern stattgefunden hat. Mit der Zeit hatte ich den Eindruck, dass wir alle an einem Strang für Meran 2000 gezogen haben. Das waren für mich die schönsten Momente, die mich auch motiviert hatten, mich weiter für Meran 2000 einzusetzen.
Dem aufmerksamen Wanderer ist das neue Beschilderungskonzept auf Meran 2000 aufgefallen.
Die neue Beschilderung haben wir zusammen mit dem Tourismusverein Hafling-Vöran-Meran 2000 ausgearbeitet. Außerdem haben wir eine kreative Marketingabteilung, die immer wieder mit neuen innovativen Ideen kommt, um das Gebiet noch attraktiver zu gestalten. So waren wir beispielsweise auch eines der ersten Gebiete in unserer Landeshälfte, bei denen man die Tickets der Aufstiegsanlagen online erwerben konnte. Maßgeblich beteiligt waren dabei die beiden Mitarbeiterinnen Chiara Argreiter und Manuela Klotzner. Außerdem kam uns im Zuge der letzten Projekte zugute, dass wir mit Paul Jakomet einen neuen Direktor gewonnen hatten, der durch seine langjährige Erfahrung im Skigebiet „Carezza“ sein Know-how mit in die Gesellschaft einbrachte. Der Austausch mit ihm und den Mitgesellschaftern und Vertretern der „Seiser Alm Bahn AG“ war eine fruchtbringende Kombination.
Wie kamen Sie zur „Meran 2000 Bergbahnen AG“?
Ich wurde von der Südtiroler Volkspartei als neue Präsidentin vorgeschlagen und von ihren Koalitionspartnern im Stadtrat (Liste Paul Rösch-Grüne, Partito Democratico und Alleanza per Merano) bestätigt. Wahrscheinlich wurde ich durch meinen Beruf als Geologin mit Tätigkeitsfeldern in angewandter Geologie und Geotechnik und durch meine Erfahrung in der Beratung von Unternehmen im Bereich Aufstiegsanlagen und Skipisten als geeignet erachtet.
Architekt Andreas Zanier hat Ihre Nachfolge angetreten. Wäre für Sie eine Verlängerung nicht in Frage gekommen?
Ich wusste, dass für die SVP Meran die Mandatsbeschränkung von 2 Amtsperioden vorgesehen ist. Natürlich hätte ich gerne noch die sich gerade im Bau befindliche Aufstiegsanlage „Naifjoch“ bis zum Bauende im November 2022 begleitet. Ich bin allerdings überzeugt, dass mein Nachfolger Andreas Zanier eine gute Wahl für Meran 2000 ist. Ich schätze ihn als Architekten und als Person.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft von Meran 2000?
Ich bin der Meinung, dass die bestehenden Aufstiegsanlagen auf jeden Fall modernisiert werden müssen, wobei man die Entwicklung des inneren Gebiets sehr naturnah und umweltschonend andenken sollte. Als Burggräfler Wander- und Skigebiet ist es weiterhin die primäre Aufgabe der AG den Meraner Hausberg unserer einheimischen Bevölkerung und insbesondere unserer Jugend zugänglich zu machen.
Auch im Sommer hat Meran 2000 einiges zu bieten. Ein Beispiel ist der „Heini-Holzer-Klettersteig“.
Diesen hat uns der Tourismusverein Schenna gebaut. Ein großartiges Projekt, das sehr viele Wanderer und Bergliebhaber anzieht. Auch wenn der Steig nicht so kindergerecht ist, wie es manchmal dargestellt wird. Es braucht also schon ein wenig Kondition und Schwindelfreiheit bei der Begehung. Neu im Wander- und Sommererholungsgebiet steht in absehbarer Zeit die Errichtung eines Flow-Trails für Mountainbiker an, als Verbindung vom Piffing nach Falzeben. Durch die vielen Feriengäste kommt es im Sommer verstärkt zu Reibereien zwischen Wanderern und Radfahrern, der sich in den nächsten Jahren weiter zuspitzen wird. Deshalb ist es wichtig auch da Akzente zu setzen, um möglichst beide Zielgruppen bedienen zu können. Die Planung für den sogenannten Flow-Trail ist bereits abgeschlossen. Allerdings müssen noch Durchführungsbestimmungen zum Gesetz Raum und Landschaft erlassen werden, ohne die keine Radwege realisiert werden können.
Wie nachhaltig ist ein Skigebiet wie Meran 2000?
Bei der Zukunftsfähigkeit von Skigebieten spricht man häufig davon, dass Gebiete bis zu 1500 m Meereshöhe vom Aussterben bedroht sind. Das Skigebiet Meran 2000 befindet sich über 1600 Metern und liegt zum Großteil oberhalb der Waldgrenze. Das neue Speicherbecken wird mit Eigendruck gefüllt, das heißt, man benötigt keine elektrische Energie für die Füllung des Beckens. Das Wasser wird vom Sinicher Bach abgeleitet und geomorphologisch bedingt dem Einzugsgebiet während der Schneeschmelze wieder zurückgegeben. Außerdem sind unsere Pistenpräpariergeräte mit einem GPS-System ausgestattet, welches permanent die Schneedecke der Pisten misst und ein energieeffizientes Schneemanagement ermöglicht. Ich bin überzeugt, dass auch meine Nachfolger versuchen werden die technische Weiterentwicklung für eine nachhaltige Entwicklung für Meran 2000 einzusetzen. Wir befinden uns in einem einzigartigen Landschaftsgebiet und können dementsprechend nicht große und einsichtbare Flächen dazu verwenden, um große Photovoltaikanlagen aufzustellen. Energetisch wären diese Eingriffe wahrscheinlich sinnvoll, für das Landschaftsbild, allerdings aus meiner Sicht nicht vertretbar.
Wie geht es für Sie beruflich weiter?
Ich werde mich nun verstärkter meinem Brotberuf als Geologin zuwenden und hoffentlich bald mehr Zeit finden, um in meiner Freizeit auch einmal ein gutes Buch zu lesen. Außerdem freue ich mich auf meine erste Saison auf Meran 2000, in der ich mich selbst einfach nur als Gast zum Wandern und Skifahren zurückziehen kann.