Das Parlament ist zu. Die Parteien haben sich mit Listenerstellung, Unterschriftensammlung, Kandidatenauswahl und den Parteisymbolen herumgeschlagen, während die Parlamentarier allesamt um ihre Wiederwahl zittern oder auf einen Listenplatz gehofft haben, der laut Hochrechnungen eine Wahl ermöglichen würde. Die Reduzierung der Parlamentarier um ein gutes Drittel bereitet überall Probleme. Das große politische Ausbluten der peripheren Landgemeinden beginnt. Auch mich selbst hat es getroffen. Der Vinschgau und das ganze Veltlin (Provinz Sondrio) sind ohne lokale Vertretung. Keine Chance gegen die politische Elite der großen städtischen Zentren. Der Vinschgau ist eben nur ein Anhängsel am großen Wahlkreis „Nord“ mit Pustertal und Eisacktal, hat kaum wirtschaftliche und politische Beziehungen zu diesen Landesteilen und wird daher nie mehr in diesem Einerwahlkreis einen Parlamentarier stellen können. Der Vinschgau hat gut 20.000 Wähler, während die anderen Bezirke über 150.000 Wähler haben. Auf der anderen Seite im Senatswahlkreis Vinschgau/Burggrafenamt wird der große Bezirk Burggrafenamt immer imstande sein, den einzigen Sitz zu verteidigen, sodass der Vinschgau vom Parlament nun wohl ausgeschlossen sein wird. Hoffnung auf Besserung gibt es nur über ein neues Wahlgesetz, das hoffentlich irgendwann kommen wird. Ende August bzw. Anfang September wird es wieder Parlamentssitzungen geben. Dann wird man wissen, wer wieder einen halbwegs sicheren Platz für eine Kandidatur erhalten hat oder wer „ausgemustert“ wurde. Ich wette es sind Vertreter der Berg- und Landgemeinden, nicht der Städte . Die Reduzierung der Parlamentarier wird das Berggebiet politisch ausbluten lassen, statt – wie immer großmündig versprochen – es endlich aufzuwerten. Größeren Schaden hätte man nicht anrichten können. Da helfen dann auch die staatlichen Beiträge nichts. Wenn nichts mehr Außerordentliches passiert, wird es in Rom wohl zu einem Richtungswechsel bei der Regierung kommen. Ich hoffe, dass die Meloni und der Salvini „nur“ Minister werden und ein gemäßigter Ministerpräsident kommt. Vielleicht sind in dieser Regierung auch die Zentrumsparteien „Italia Viva“ mit Renzi und „Azione“ mit Calenda. Dann würde es für Südtirol besser ausschauen. Aber mehr zusammenhalten und mit einer Stimme sprechen, das müssen wir auf jeden Fall.