Der „Moar 1271“ in Rabland ist ein Hofladen und Direktvermarkter mit einer konkreten Verkaufsphilosophie.
Der erste Kunde kam knapp nach 9 Uhr vormittags. Ein Gast aus Bamberg, der in Gargazon wohnte und dem man den Hofladen beim Moarhof in Rabland empfohlen hatte, wurde von Claudia Bonani bedient. Dann wurde es lebendiger. Eine Gruppe Jugendlicher aus Catania rüstete sich mit frisch gepflückten Äpfeln der Sorte Gala aus. Ein deutsches Ehepaar überprüfte im Schnelldurchlauf das Angebot an Früchten, Beeren und Kartoffeln. Ein italienisches Paar aus Mailand ergänzte die Verpflegung, um auf dem Algunder Waalweg zu wandern. Claudia musste beraten, erklären und bedienen. Es wurde zunehmend lebendiger beim „Moar 1271“. Lebendig fiel auch die Schilderung der Hintergründe durch Claudias Vater, Hans Bonani, aus. Bei einem Glas Saft aus rotfleischigen Äpfeln schwärmte er von seiner Idee aus dem Jahre 2016, einen Hofladen zu errichten. Man habe ihm abgeraten – „Das werden sie dir nie genehmigen“. Erst ein Fachmann zum Thema „Abstände“ gab Sicherheit. Beim Partschinser Bürgermeister Luis Forcher, beim Gemeinderat und bei der Gemeindebaukommission fand er durchwegs Aufgeschlossenheit. Entgegenkommend waren auch die Landesämter und der Verantwortliche der SS 38, Ingenieur Stefan Bauer, der eine neue und übersichtliche Zufahrt genehmigte. Hans Bonani kam in Schwung und meinte: „Entscheidend war und ist aber der Zusammenhalt in der Familie. Meine Frau Annelies hilft überall und ist immer präsent. Michael, der Älteste, und Gregor werden Hof und Hofladen betreiben. Claudia hat das ‚Zettelwerk‘ übernommen. Ich bin nur mehr eine Randerscheinung. Ein Hofladen muss ein Herzensanliegen sein, es muss Leidenschaft dahinter stehen.“
„Wir erfüllen Bedürfnisse“
„Ich bin überzeugt, mit dem Hofladen liegen wir auch im Trend der Zeit. Die Vielfalt ist es, die uns ausmacht; wir haben das Einzigartige, das der Konsument sucht und schätzt. Der Hofladen gibt auch Antworten auf zahlreiche Notwendigkeiten und Bedürfnisse unserer Zeit.
Das Bedürfnis nach guter und gesunder Ernährung. Wir nehmen uns die Zeit, die Früchte richtig ausreifen zu lassen. Damit garantieren wir auch alle wertvollen Inhaltsstoffe.“ Auch das Bedürfnis nach kurzen Wegen, nach Klimaschutz und Nachhaltigkeit werde erfüllt. Man habe einen positiven CO2 Fußabdruck. Das Bedürfnis nach Produktvielfalt sei ebenfalls ein Anliegen. Es würden ja nicht nur Äpfel vertrieben. Das reichhaltige Angebot umfasse ab Mitte Juni Süßkirschen, dann folgen Marillen, Erdbeeren, Himbeeren, Blaubeeren, Johannisbeeren, Sauerkirschen und Pfirsiche, Zwetschgen, Birnen und Äpfel der verschiedenen Sorten. Quitten seien unter den Einheimischen sehr beliebt. Marmeladen und Säfte dazu rote Erdäpfel, Schüttelbrot und Bauernspeck vom Kirchhof in Allitz, Tee aus dem Martelltal und Weine aus dem Vinschgau hätten ihren Kundenstock gefunden. Dies alles könne man Einheimischen und den neun Millionen Gästen in Südtirol anbieten. Bonani erinnerte an seine Zeit als „kleiner Pionier“ für die Sonderkultur Süßkirschen nicht nur im Vinschgau. Die Produktvielfalt sei etwas Spezielles, aber auch das Bedürfnis nach Schutz und Förderung der Artenvielfalt werde am Hofladen erfüllt. Hans Bonani lud ein, sich die Auslaufflächen des großzügigen Areals um den Hofladen anzuschauen. Es seien „Hotspots der Artenvielfalt“. „In der Regel summt’s und brummt’s hier“, meinte er. Er habe sich von Gärtnern beraten lassen. Hochstielige Langblütler und Zierapfelbäume seien gepflanzt worden und würden erst in den nächsten Tagen ihre Pracht entfalten.
Kaufen und genießen im Vollholzhaus
Besonders freue er sich über Empfehlungen seines Hofladens durch Hotels im Burggrafenamt. „Es kommen sehr viele Besucher aus unterschiedlichen Gegenden Südtirols“. Stolz verwies er auf den besonderen, nagel- und schraubenlosen Lattenzaun und auf das Hoftor „Moar 1271“ aus Corten-Stahl. Er deutete das durchgehende Konzept an, das sich auf den denkmalgeschützten Moarhof stützt. Claudia erklärte die Absicht, eine möglichst einfache Botschaft zu erstellen und sich von den vielen Moar-Höfen abzuheben, nicht zuletzt durch die urkundliche Erstnennung im Jahre 1271. Sehr angetan seien viele Besucher vom zeitlosen, eleganten Bau aus Holz, den Architekt Johannes Thaler entworfen habe. Ein guter Freund in Laas habe ihn, Bonani, auf die Vollholzbauweise der Firma Holzius in Prad aufmerksam gemacht. Erstens wollte man das Bauwerk einem Betrieb im Vinschgau anvertrauen, so Bonani, zweitens habe das „genial einfache Funktionsprinzip“ überzeugt, einzelne Holzteile ohne Leim und Metall miteinander zu verbinden, um gesundes, wohltuendes und naturnahes Arbeiten zu ermöglichen (frei zit. nach Holzius).