Wir erinnern uns: 1922 übernahmen die Faschisten die Macht in Italien. Südtirol war bereits 1920 an den italienischen Staat angegliedert worden und am Brenner tat sich eine Grenze auf, die für Nicht-Italiener schwer zu überschreiten war.
So auch für die Barmherzigen Schwestern, die ihren Sitz in Innsbruck und Zams hatten. Die harte Grenze zwischen Österreich und Italien verunmöglichte eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit den Schwestern in Südtirol und stellte die Kongregation vor große Schwierigkeiten. Die faschistischen Bestimmungen machten die Arbeit der Schwestern bei uns zudem immer schwieriger. So entschloss sich der Orden zur Gründung einer eigenen Provinz in Südtirol. 1922 wurde die Ordensprovinz der Barmherzigen Schwestern von Innsbruck in Bozen errichtet.
Der Sitz der neuen Provinzleitung war im Krankenhaus Bozen angesiedelt, wo die Schwestern seit 1860 tätig waren. Allerdings sah es die faschistische Krankenhausleitung nicht gerne, dass deutschsprachige Schwestern am Krankenhaus tätig waren und machte ihnen das Leben dort richtig schwer. Rettende Lösung fand die Provinzleitung in Meran. Dort stand das Sanatorium „Martinsbrunn“ von Dr. Norbert von Kaan zum Verkauf. Die Schwestern kauften 1941 das Anwesen samt den angrenzenden Liegenschaften „Pflanzerhof“ und „Fallgatterhof“. Seitdem haben die Barmherzigen Schwestern hier ihren Sitz. Zählte der Orden in Südtirol 1922 noch 244 Schwestern, so sind es heute 45 Schwestern in der Provinz Meran, alle im vorgerückten Alter. 2017 legten die Schwestern die Führung von „Martinsbrunn“ in die Hände der St.-Elisabeth-Stiftung.
„Grund zum Feiern: dankbar und anerkennend der 100 Jahre Ordensprovinz gedenkend, aber auch zufrieden, dass es uns noch gibt“, schreibt Oberin Sr. Elisabeth Pfattner. „Wie lange noch? Gott, der Herr der Geschichte, weiß es.“