Gut aufgestellt sein, sich von anderen abheben, auf Nachhaltigkeit setzen: Die Burggräfler Landwirte wissen, was zu tun ist. Aber: Steigende Produktionskosten
und gleichzeitig sinkende Auszahlungspreise machen vielen zu schaffen.
von Michael Andres
Ein Wirtschaftszweig, der in den letzten Jahrzehnten – insbesondere mit Blick auf die Apfelanlagen – florierte, steht etwa vor großen Sorgen: Reicht es zum auch in Zukunft zum Leben? Ja, sagt etwa Landesrat Arnold Schuler. Man werde auch diese Situationen meistern, sich von anderen Abheben und neue Wege gehen. Die EU-Förderungen sollen dazu auch künftig eine wesentliche Rolle spielen.
Herr Schuler, wie steht die Landwirtschaft im Burggrafenamt da?
Arnold Schuler: Momentan spürt man eine große Unsicherheit, insbesondere was die Obst- und Milchwirtschaft betrifft. Sinkende Preise, steigende Kosten. Es gibt einige Herausforderungen. Aber ich sehe großes Potenzial was die Landwirtschaf in Südtirol zu bieten hat. Das Klima ist optimal, es gibt Nischenprodukte und vieles mehr. Es gilt das alles optimal zu vermarkten und intensiv auf Regionalität zu setzen.
Wie können wir uns abheben?
Nur durch Qualität. Im Burggrafenamt und in Südtirol generell können wir was Masse und Billigproduktion betrifft uns nicht mit anderen vergleichen und nicht mit anderen mithalten. Das ist auch in Ordnung so. Denn das zeichnet uns aus. Wir heben uns durch die Qualität ab und müssen das auch in Zukunft vermehrt tun.
Stichwort Milchwirtschaft und Tierwohl: Immer wieder gibt es neue Auflagen.
Das Tierwohl ist natürlich wichtig. Die Tendenz bei vielen Richtlinien ist aber leider, dass es für kleinere Betriebe immer schwieriger wird und nur große die Auflagen erfüllen können. Ein Betrieb mit tausenden Kühen hat weniger Probleme, die bürokratischen Hürden zu meistern als einer mit wenigen. Und es sind doch gerade die kleinen Bergbauernbetriebe, welche Landwirtschaft, wie wir sie kennen und wollen, ausmachen. Aber mit bürokratischen Hürden sind wir mittlerweile in vielen Bereichen konfrontiert. Auch in Bio gibt es immer mehr Auflagen, die den Kleinen zu schaffen machen und die Großbetriebe bevorzugen.
Was tut sich bei den Förderungen?
Mit diesem Jahr startet eine neue Förderperiode. In der letzten ab 2014 sind die Förderungen um rund 20 Prozent gestiegen. Ich gehe davon aus, dass sie auch weiter steigen. Aber es gibt immer mehr Auflagen, es wird immer bürokratischer. Die Förderungen sind vermehrt an Zielsetzungen wie Umweltmaßnahmen und dergleichen geknüpft. Kurzum: Es gibt mehr Förderungen, aber auch mehr Bürokratie. Es wird somit immer aufwendiger.
Können das unsere Bauern stemmen?
Hierfür ist auch der Südtiroler Bauernbund da. Er nimmt den Landwirten sehr viel ab, bietet dies als Dienstleistung an. Der einzelne Bauer könnte das freilich nicht stemmen.
Wie wichtig sind Förderungen für die Landwirtschaft heute?
Nach wie vor elementar wichtig. Wenn wir von Förderungen reden, müssen wir uns im Klaren sein, dass es ein Ansinnen der Europäischen Union war, die Lebensmittelpreise niedrig zu halten und dennoch eine flächendeckende Landwirtschaft zu haben. Dies ist nur durch Förderungen und Unterstützung möglich. Vor allem was die Berglandwirtschaft betrifft.
Sind die Preise für Lebensmittel zum Teil zu tief?
Im Verhältnis zu anderen Produkten teils schon. Wenn man schaut was die Milch im Vergleich zum Mineralwasser kostet, dann ist das ja fast schon ein Skandal. Der Konsument muss bereit sein generell für landwirtschaftliche Produkte mehr zu zahlen. Das ist eine Wertschätzung gegenüber Lebensmitteln sowie gegenüber der Landwirtschaft generell. Hier müssen wir auch in der Vermarktung vermehrt den Weg gehen ein Bewusstsein für regionale Produkte beim Verbraucher zu schaffen.