Das Wetter meinte es gut. Trotz der nicht besten Voraussagen zog es am Sonntag, 23. April viele aus nah und fern zum Blütenhöfefest nach Lana, Tscherms, St. Pankraz. „Ein Geheimtipp ersten Ranges“ versprach die Tourismuswerbung. Zurecht, denn wer auf einer der drei gut beschilderten Strecken von Hof zu Hof wanderte, lernte ein Dorf ganz neu, vielleicht erst so richtig kennen.
von Josef Prantl
Elf traditionelle Höfe vorwiegend aus Lana, aber auch aus Tscherms und St. Pankraz haben im April ihre Tore geöffnet. „Geschichte zum Verkosten“ lautete das Motto, denn wer wollte, konnte nicht nur die historischen Bauernhöfe und kunstreichen Ansitze erkunden und typische Hofprodukte genießen, sondern lernte ein Dorf mit anderen Augen sehen.
„Festa dei masi in fiore“
Die italienische Bezeichnung klingt noch schöner. Und so verwundert es nicht, dass neben Einheimischen und deutschen Gästen auch viele Italiener der Einladung zum Blütenhöfefest gefolgt waren. Im gesamten Monat April wird in Lana der Frühling traditionsmäßig ausgiebig gefeiert. Im Mittelpunkt der Themenwochen stehen Blumen und Wildkräuter, denen Kochkurse und Wanderungen, Dekorationskurse, kreative Workshops, Themenveranstaltungen gewidmet sind. Höhepunkt ist immer die Genussmeile, bei der 50 Südtiroler Bauernstände die Fußgängerzone „Am Gries“ bevölkern. Weitere Höhepunkte sind das Apfelblüten-Golfturnier am Golfplatz Lana, die KränzelZeit im Labyrinthgarten Kränzel in Tscherms und das Blütenhöfefest.
Drei Wanderstrecken
Wir starten beim Lido in Lana. Hier gibt es Parkplätze und bis zum Kammerhof ist es nicht weit. Der Hof wurde vom Südtiroler Bauernbund als besonders familienfreundlich ausgezeichnet. Er liegt inmitten der Apfelanlagen und der Hofladen lädt zur Einkehr, Schwerpunkt ist hier die Imkerei. Zahlreiche Interessierte melden sich an diesem Sonntag zur Bienenwanderung mit Besichtigung der Hofimkerei. Auf dem schmucken „Hofmarktl“ gibt es allerlei Gutes vom Bauern. Motiviert setzen wir unsere Wanderung fort, es geht durch Lanas Obstwiesen, vorbei an zwei recht schicken Campingplätzen zur nächsten Station: „Hännsl Am Ort“. Das bäuerliche Anwesen in Mitterlana aus dem 15. Jahrhundert sollte vermutlich „Häusl am Ort“ heißen und war wie so viele Lananer Höfe Lehenhof der Klöster Weingarten und Ettal. Spargelgerichte vom hofeigenen Spargel werden hier aufgetischt, alles dreht sich um Spargel und natürlich um Äpfel. Bekannt ist der um 1297 erstmals erwähnte Pfefferlechnerkeller mit der eigenen Hausbrauerei, die nächste Station. „Was ist Bier stacheln?“ Die Antwort drauf gibt der Braumeister: „Beim Stacheln wird ein heißglühendes Eisen in ein kühles Bier (6 – 7 °C) getaucht. Durch die Hitze karamellisiert der Zucker und der Schaum steigt auf. Dadurch verändert sich nicht nur die Temperatur, vielmehr entsteht ein besonderes Geschmackserlebnis. Stacheln eignet sich besonders gut zum Ausklang nach einer Bierprobe oder nach einem tollen Abendessen mit Freunden.“
Der roten Markierung nach
Die roten Markierungen für die Wanderstrecken sind im ganzen Dorf zu sehen. Dazu gibt es noch eine schön gestaltete Wanderkarte samt Wegbeschreibungen, Bildern von den Höfen und Informationen zu den Stationen. Uns zieht es hinauf. Die freundliche Dame im Tourismusbüro weist auf den Shuttlebus hin. „Rund 90 Personen haben sich am Vormittag schon bei ihr über das Fest informiert“, sagt sie. Überall in Lana trifft man an diesem Sonntag Gruppen und Grüppchen, die mit der Wanderkarte gerüstet das Dorf durchstreifen.
Auf dem historischen Braunsbergweg
Bauernleben damals und heute: So heißt die Ausstellung auf dem Reichneggerhof. Zu sehen gibt es traditionelle und moderne bäuerliche Gerätschaften. Vor allem aber gibt es hier auch guten Schnaps. Der spätmittelalterliche Hof ist eine kleine Brennerei. Neben Äpfeln, Weintrauben und Birnen werden auch Stein- und Beerenobstsorten wie Pflaumen, Heidelbeeren und Aroniabeeren angebaut. Im Familienbetrieb entstehen dann die aromatischen Destillate und Liköre, aber auch Chutneys und Fruchtaufstriche. Von der Falschauer-Brücke, auch Theiss-Brücke genannt, geht es auf historischen Wegen bergan nach Schloss Braunsberg, dem Wahrzeichen von Lana. Schloss Braunsberg, 1082 als „Brunsberg“ in Zusammenhang mit einer Schenkung an das Kloster Weingarten erstmals belegt, wurde um 1200 von den Herren von Lana erbaut. Von 1492 bis 1969 gehörte die Burg den Herren Trapp Grafen Matsch, 1969 ging das Schloss an den Grafen Strachwitz über. Der Kultur- und Naturlehrpfad Aichberg führt durch Obstgärten, Weinberge und Kastanienhaine, vorbei an alten Weinhöfen, die großteils aus dem Mittelalter stammen. Informationstafeln entlang des Weges geben Auskunft über die Geschichte, die Tier- und Pflanzenwelt sowie über die Geologie und den Obst- und Weinbau. Der Steinplattenweg unterhalb des Schlosses hat sich als Rest des alten Weges von Lana ins Ultental erhalten. Etwas versteckt liegt am Wegesrand der „Braunsbergerhof“, das Hotel ist architektonisch interessant.
Kloster Lanegg am Margarethenweg
Mit dem Shuttle geht es zum Zollweghof. Seit 30 Jahren arbeitet man hier biologisch. Im Weinkeller aus dem 14. Jahrhundert reifen in Holz und Amphoren die mit Preisen ausgezeichneten biologischen Rot-, Rosè- und Weißweine heran. Der Abstieg nach Lana erlaubt einen Blick über das frühlingshafte Burggrafenamt. Nächster Halt ist der Bio-Pschoalhof. Zur „Unkräuter-Wanderung“ lädt am Nachmittag Kräuterpädagogin Alexia. Unweit entfernt liegt Kloster Lanegg. In Lana stehen über dreißig Kirchen und Kapellen, von denen die ältesten aus dem frühen Mittelalter, die jüngsten aus dem 20. Jahrhundert stammen. Viele sind Wallfahrtskirchen oder Eigenkirchen und gehörten Orden, Adeligen, Grundherren oder Gemeinschaften. Kloster Lanegg ist die Wiege und das Mutterhaus des 1841 hier wiederbelebten Zweiges der Schwestern des Deutschen Ordens. 1911/12 wurde die Klosteranlage durch den Neubau der Kirche-Heilig-Kreuz im neubarocken Stil erweitert. Die ersten Deutschordensschwestern in Südtirol sind seit 1254 in Sterzing bezeugt. Der weibliche Zweig des Ordens erlosch während der Reformation und wurde 1841 Erzherzog Maximilian Joseph von Österreich-Este und dem Theologieprofessor Peter Rigler wieder belebt. Der Hochmeister übertrug den Schwestern die karitativen Aufgaben der Krankenpflege und Armenbetreuung und die Erziehung und Bildung der weiblichen Jugend. Im Auftrag von Erzherzog Maximilian wurde der Ansitz Lanegg in Lana erworben und zum Mutterhaus der Deutschordensschwestern bestimmt. 1841 kamen zwei Schwestern aus Zams in Tirol nach Lana.
Auch Tscherms und St. Pankraz mit dabei
Zum Rebmannhof mit seinem mittelalterlichen Keller wollen wir noch. Erstmalig urkundlich erwähnt wurde er im Jahre 1288. Aus Schriften geht hervor, dass er 1333 im Besitz von Christian, genannt „Rebmann“, war. Nachnamen waren zur damaligen Zeit noch nicht üblich. Der Hof hatte früher die Hausnummer 14. Man vermutet, dass es das 14. Gebäude im Dorf war. Eine Oldtimer-Traktorausstellung erwartet uns dort. Es wäre noch so vieles zu besichtigen, denn auch Höfe in Tscherms und St. Pankraz machen beim Blütenhöfefest mit: der Haidenhof, der Biedermannhof (im 14. Jh. erstmals erwähnt, scheint er als Besitz des Klarissenklosters in Meran auf) und der Ansitz Kränzel in Tscherms, aber auch der Engethalerhof an der Ultner Straße, wo es handgemachte „Goasln“ zu kaufen gäbe. Aber das muss warten. In einem Jahr sehen wir uns wieder, beim Blütenhöfefest.
Margareth Malleier ist unter anderem für die Planung, Koordinierung und Umsetzung der Veranstaltung „Lana blüht“ verantwortlich. Die BAZ sprach mit ihr:
Ein buntes Veranstaltungsprogramm für Lana hat der Tourismusverein für den April vorbereitet. Worum geht es dabei?
Margareth Malleier: Ein buntes Veranstaltungsprogramm bereichert das Frühlingserwachen. Kreativ-Workshops, Themenvorträge, Kochkurse sowie Wildkräuterwanderungen und vieles mehr füllen die vier Aprilwochen. Die Blüten und Wildkräuter von Lana und Umgebung sind die Hauptdarsteller während der großen Frühlingsveranstaltung „Lana blüht“. Die Highlights sind die Bäuerliche Genussmeile, das Blütenhöfefest und die KränzelZeit.
Alles nur Gästemarketing oder auch gezielt für Einheimische gedacht?
Der Spruch „Wo sich die Einheimischen wohlfühlen, fühlen sich auch die Gäste wohl!“ bewahrheitet sich bei uns. Die alpin-mediterrane Region Lana ist vor allem bei Familien, Naturliebhabern, Wanderlustigen und Mountainbikern beliebt. Lana und seine Nachbardörfer bieten eine hohe Lebensqualität und ein vielfältiges Freizeit- und Kulturangebot, das bei Gästen ebenso beliebt ist wie bei Einheimischen.
Einen Höhepunkt stellt das Blütenhöfefest dar. Wie kam es dazu?
Während des beliebten Blütenhöfefestes möchten wir einen Einblick gewährleisten in historische Bauerhöfe, Ansitze und atemberaubende Kellerarchitekturen, welche normalerweise nicht öffentlich zugänglich sind. An diesem speziellen Aprilsonntag haben 11 Höfe ihre Tore geöffnet, um erlesene Weine zur Verkostung anzubieten, anspruchsvolle Gaumen zu verwöhnen und kulinarische Köstlichkeiten inmitten malerischer Landschaft zu genießen.
Der organisatorische Aufwand muss groß sein. Rückblickend sind Sie mit dem heurigen Ergebnis zufrieden?
Das Blütenhöfefest war trotz schlechter Witterung auch heuer ein voller Erfolg. Mehr als 2700 Personen nahmen daran teil. Wer nicht von Hof zu Hof wandern wollte, hatte die Möglichkeit, die kostenlosen Shuttles zu nutzen, welche die drei verschiedenen Routen Lana, Tscherms und Richtung Ultental abdeckten. Das Angebot der teilnehmenden Höfe war bunt gemischt und reich an leckeren Frühlingsgerichten und Unterhaltungsprogramm für Groß und Klein.
„Lana verbindet“ lautet das Motto des Tourismusvereins. Was ist darunter zu verstehen?
Der Markenname „Lana verbindet“ fungiert zugleich als Claim, der flexibel anwendbar ist. Er transportiert eine kraftvolle, emotionale Botschaft und darf daher durchaus häufig und prominent zum Einsatz kommen – in Kampagnen, in Social-Media-Posts oder auch in Printtexten. Dabei muss er nicht zwingend wörtlich verwendet werden, sondern kann auch umschrieben und indirekt wiedergegeben werden. Transportiert werden soll das Gefühl des Verbunden- und Aufgehoben-Seins der Gemeinschaft, über alle Gegensätze hinweg. Beispiele: Lana verbindet. Urlaub und Heimat. Lana verbindet. Wege und Gefährten. Lana verbindet. Gast und Geber. Lana verbindet. Gaumen und Freude.
Wie steht es um den Tourismus in Lana nach den Pandemiejahren?
Fast alle Unternehmen und auch wir als Tourismusverein standen in der Zeit der Pandemie vor neuen Herausforderungen, mit denen umzugehen erst gelernt werden musste. Als Touristiker sind wir uns bewusst, dass nachhaltiges Denken und Handeln die Antwort auf die Herausforderungen unserer Zeit sind. Es liegt in unseren Händen den Tourismus von morgen zu gestalten. Südtirol braucht den Tourismus.
Der Tourismusverein Lana bezeichnet sich heute simpel „Lana Region“ und führt als Logo eine Art Welle. Welcher Gedanke steckt dahinter?
Lana ist ein Ort, an dem man sein will. Sei es für einen Besuch, einen Urlaub oder um hier zu wohnen und zu arbeiten. Lana verbindet all das. Berg und Tal. Urlaub und Leben. Jung und Alt. Kunst und Wirtschaft. Tscherms, Burgstall, Gargazon, Völlan, Pawigl und Vigiljoch. Die Region Lana ist ein Ort, der all das zusammenführt und in sich vereint. Die neue Regionswelle soll die Markenwerte Natürlichkeit und Zufriedenheit widerspiegeln. Wir haben bereits viele positive Rückmeldungen zu unserem Logo, der „Lana-Welle“ erhalten. Einige sehen darin zwar den Lana-Wurm, die Lana-Schlange, ein Kabel ohne Stecker oder 3 Höcker … Dennoch freut es uns, dass Gäste und Einheimische auf unsere Innovationen aufmerksam werden und diese zu schätzen wissen.
Was macht Lana attraktiv und wo hat die Marktgemeinde Aufholbedarf?
Lana erfreut sich der vorteilhaften Lage inmitten des Etschtales, unweit von Meran und Bozen. Lana ist geprägt von alpin-mediterranem Klima und einer einzigartigen Pflanzenwelt, wo Apfel- und Kastanienbäume neben Zypressen, Oliven und Südfrüchten gedeihen. Lana bietet zudem ein reichhaltiges Kultur- und Freizeitangebot, vorzügliche Gastronomie und unzählige Einkaufsmöglichkeiten. Aktive finden in und rund um Lana ein wahres Paradies mit Wander- und Fahrradwegen, Waalwanderungen, die Naturoase Gaulschlucht und die Seilbahnen auf das Vigiljoch und den Tschögglberg. Obwohl Lana 2022 zum zweiten Mal die Auszeichnung „Klimagemeinde Silber“ erhalten hat, stellt das Thema Verkehr, wie in vielen anderen Gemeinden Südtirols, ein großes Problem dar. Daher wird der Ausbau des öffentlichen Verkehrs laufend verbessert und der Radverkehr, im Sinne des „Sanften Tourismus“ gefördert, um mehr Ruhe im Dorf zu gewährleisten.