Schenna – Beteiligung ist unerlässlich

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Schenna – Beteiligung ist unerlässlich

Mit März dieses Jahres verkündete die Gemeindeverwaltung von Schenna den Abschluss der Arbeiten am neuen Dorfkonzept unter dem Motto „SCHENNA.WEITER.DENKEN“. Nun geht es an die Umsetzung, schreibt Bürgermeisterin Annelies Pichler. Die BAZ im Gespräch mit Annelies Pichler.
von Philipp Genetti

Frau Bürgermeisterin, seit den letzten Gemeinderatswahlen hat sich in Schenna einiges getan. Nicht zuletzt hat sich damals auch der Gemeinderat maßgeblich erneuert. Mit der Erstellung des neuen Dorfkonzepts „SCHENNA.WEITER.DENKEN“ möchte man der Gemeinde nun Perspektiven für die Zukunft geben. Worum geht es im Wesentlichen?
Annelies Pichler: Wir haben 32 Leitsätze für die Dorfentwicklung erarbeitet und dazu konkrete Maßnahmen für deren Umsetzungen definiert. Diese Maßnahmen haben sowohl einen konkreten Zeitplan als auch entsprechende Verantwortlichkeiten zugeteilt bekommen und sind somit überprüfbar. In der Sommerklausur des Gemeinderates werden wir in den nächsten Monaten eine erste Analyse ziehen, um zu klären, wo wir in den verschiedenen Umsetzungen stehen, welche nächsten Prioritäten gesetzt werden müssen und wo wir das Konzept gegebenenfalls anpassen müssen. Es war uns von allen Anfängen an klar, dass das Dorfkonzept kein starres, sondern ein lebendiges Instrument bleiben muss.

Bürgermeisterin Annelies Pichler

Das Dorfkonzept ist auf der Gemeinde-Webseite öffentlich zugänglich. Transparenz und Beteiligung haben bei der Aus­­­arbeitung eine wichtige Rolle gespielt. Zu diesem Zweck wurden erstmals Bürgerräte eingerichtet.
Für uns war klar, dass wir im Zuge der Ausarbeitung nicht nur die Gewichtung des Gemeinderates stärken wollen, sondern auch vor der Beschlussfassung wissen wollten, was die Bürger zu den verschiedensten Themenbereichen selbst zu sagen haben. Sie sind die Experten ihres Lebensraums. Es gibt verschiedenste Ansätze, wie man Beteiligung dahingehend steuern kann. Nach unserem intensiven Austausch im Gemeinderat haben wir uns dafür entschieden, Bürgerräte zu ernennen, die der Gemeindeverwaltung in diesem Prozess beratend zur Seite stehen.

Welche Vorteile hat der Einsatz von Bürgerräten gegenüber anderen Beteiligungsformen?
Die Mitglieder eines Bürgerrats werden nach festgelegten Kriterien ausgelost. So erhält man ein möglichst breites und repräsentatives Spektrum bei der Beteiligung und schließt gezielte Einflussnahme weitestgehend aus. Dabei wurde das Verhältnis der Geschlechter, des Alters und der Gemeindefraktionen berücksichtigt, um das Dorf gerecht abzubilden. Gleichzeitig haben wir die organisierte Öffentlichkeit, sprich Verbände und Vereine eng in den Entwicklungsprozess miteingebunden. Es gab auch einen Jugend-Bürgerrat – handelt es sich doch um ein Projekt, das in die Zukunft blickt.

Wie war die Reaktion der Bürger auf diesen Prozess?
Alle sechs Bürgerräte mit insgesamt 70 Teilnehmern arbeiteten in der geplanten Besetzung und konnten am Ende auf einen konstruktiven eineinhalbtägigen Dialog zurückblicken. Das liegt auch daran, dass wir, damit meine ich sowohl mich als auch Gemeinderatsmitglieder, die ausgelosten Bürgerinnen und Bürger persönlich angesprochen und zur Teilnahme eingeladen und motiviert haben.

Mit der Erstellung des Dorfkonzeptes wurde auch eine detaillierte Studie der Ausgangslage durchgeführt. Warum dies?
Wir als Gemeinderat kennen natürlich unsere Themen und Herausforderungen; dennoch haben die Zahlen und die qualitativen Erhebungen (Interviews) diese verdeutlicht, differenziert und Ansatzpunkte für mögliche Herangehensweisen geliefert. Besonders interessant waren in diesem Zusammenhang die Ergebnisse aus den Interviews, die wir mit verschiedenen Schlüsselpersonen aus dem Dorf geführt haben. Dieses sehr lebendiges Stimmungsbild war gemeinsam mit den erhobenen Zahlen Ausgangspunkt der Diskussion im Gemeinderat und dann in den Bürgerräten.
Welches waren im Wesentlichen die Hauptthemen, bei denen nach Bürgermeinung Handlungsbedarf besteht? Welche Rolle spielt dabei der Tourismus?
Im Austausch mit den Bürgern kam immer wieder zum Ausdruck, dass man sich der Vorzüge und Chancen des Tourismus in Schenna durchwegs bewusst sei; eine weitere touristische Entwicklung soll aber sorgfältig und nachhaltig geplant und mit der ansässigen Dorfbevölkerung gedacht werden. Ein wichtiges Thema in diesem Zusammenhang ist daher für uns als Gemeinde und für den örtlichen Tourismusverein auch die Tourismusgesinnung. Zu diesem Thema gibt es nun unter der Leitung des neuen Direktors des Tourismusvereins eine Arbeitsgruppe, die sich mit dieser Fragestellung auseinandersetzt. Auch die Erarbeitung des Tourismus­entwicklungskonzepts im Rahmen der Gemeindeentwicklung wird eine wichtige Rolle spielen.

Nachhaltigkeit und Mobilität sind ebenfalls Themen, die im Dorfkonzept besonders hervorstechen.
Wir müssen, denke ich, auch auf Gemeindeebene darauf achten, dass der Begriff der Nachhaltigkeit nicht zu einem Unwort wird. Nachhaltigkeit heißt in meinen Augen nichts anderes, als alle Entscheidungen so zu reflektieren und auszurichten, dass sie auch für die nächsten Generationen sinnvoll und verträglich sind. Und das kann nur ein grundsätzliches gemeinsames Anliegen sein. Ich bin mir bewusst, dass dieser Ansatz aber oft ein neues Denken voraussetzt und dieser Prozess nicht von heute auf morgen gelingen wird, sondern ein breites Feld benötigt, auf dem Veränderungen auch stattfinden können.

Welche Maßnahmen setzt man sich als Gemeinde in der Mobilität?
Wir sind jetzt dabei, mit dem Mobilitätsexperten Ing. Stefano Ciurnelli aus Perugia ein gemeinsames Mobilitätskonzept auszuarbeiten, bei dem wir die Themen, die wir im Dorfkonzept definiert haben, berücksichtigen. Dieses Mobilitätskonzept gehen wir unabhängig vom Projekt der Standseilbahn an und es soll bis Ende des Jahres stehen. Außerdem haben wir bereits erste Verbesserungen und Maßnahmen umgesetzt, wie die Verbreiterung der Straße an der Engstelle, um den Verkehrsfluss zu optimieren und die Verbesserung des Busfahrplanes. Aber es wird auch darum gehen, ein attraktiveres Angebot für Benutzer des öffentlichen Personennahverkehrs, für Fußgänger und Radfahrer zu planen. Weiters möchten wir ein Konzept entwickeln, das auf die Verbesserung der Lebensqualität und auf Energie- und Ressourcen­effizienz abzielt. Dazu gehört auch die transparente und kontrollierbare digitale Ablesung des Wasserkonsums oder die Steuerung der öffentlichen Beleuchtung.

Ein Thema, um das man in Schenna derzeit nicht herumkommt, ist die Standseilbahn nach Meran. Wie stehen Sie dazu?
Wenn ich an eine wirkliche Entlastung unserer Straßen, an eine effiziente Möglichkeit zur Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln und vor allem an eine nachhaltige zukunftsfähige Lösung denke, sehe ich zurzeit keine Alternative. Die öffentlichen Verkehrsmittel müssen attraktiv und funktional sein, damit Menschen das Auto stehen lassen. Der Linienbus fährt derzeit im 10-Minuten-Takt nach Meran. Trotzdem haben wir zu Spitzenzeiten das Problem, dass überfüllte Busse an wartenden Personen vorbeifahren, weil sie die Grenzen ihrer Kapazität erreicht haben. Das Auto ist dann scheinbar die einzige Lösung, aber auch wiederum Teil des Problems. Wenn wir davon sprechen, dass wir in den nächsten Jahren den landesweiten Mobilitäts- und Klimaplan umsetzen wollen, sehe ich in der straßenunabhängigen Standseilbahn nach Meran einen Teil der Lösung. Wich­tig ist, dass wir einen sachlichen und konstruktiven gemeinsamen Dialog zum Thema führen.

Wie sieht der Maßnahmenkatalog der Gemeinde aus?
Ein wichtiger Schritt, der schon lange geplant war und im Dorfkonzept bestätigt wurde, ist die Sanierung und Verbesserung des Schulzentrums. Der Neubau der Kindertagesstätte und der Umbau des Kindergartens sind bereits realisiert, nun haben wir mit dem Umbau bzw. der energetischen Sanierung der Grundschule begonnen. Mittelfristig steht dann die Errichtung einer Turnhalle und einer Mensa an. Dann haben wir inzwischen, auf Anregung und Wunsch des Jung-Bürgerrates und des Jugendbeirats, in der Verdinser-Straße beim Jugend­treff eine neue Freizeitanlage mit Bolzplatz und einem Beachvolleyballfeld errichtet. Auch die Anpassungs- bzw. Optimierungsarbeiten am Gemeinde-Recyclinghof standen schon lange auf dem Plan und wurden letzten Winter realisiert. Weiters gibt es im Bereich des Wassermanagements viel zu tun.

Wo liegen Ihre Prioritäten?
Mit ist es wichtig, dass die Arbeit der Gemeinde nicht nur in Mauern, Infrastruktur und Zahlen gemessen werden kann und darf. Es ist uns als Verwaltung auch ein zentrales Anliegen, ein gutes, wachsames, aber vor allem wertschätzendes Auge auf den Zusammenhalt im Dorf, das Vereinsleben und das Ehrenamt zu legen. Besonderes Augenmerk ist dabei auch auf unsere Fraktionen zu richten. Denn sie alle sind es, die das Dorfleben lebendig machen, Lebensqualität sichern und für eine gelingende Dorfgemeinschaft sorgen. Sehr wichtig sind mir die Kommunikation und Transparenz der Gemeindearbeit. Wir informieren unsere Bürger durch re­gel­mä­ßige Beiträge auf unserer Web­seite, in unserer Gemeinde-App und in unserer Dorfzeitung. Wir machen regelmäßig Bürgerver­sam­m­lungen, schaffen Beteiligungsmöglichkeiten und der Gemeindeausschuss ist für alle Interessierten leicht und unkompliziert erreichbar. In diesem Zusammenhang möchte ich allen unseren tollen Mitarbeitern in der Gemeinde danken, die wertvolle Arbeit im Dienste der Bürger leisten, .