Steinmetze sind Fachleute, die verschiedene Natur- und Kunststeine zu Gegenständen und Kunstwerken verarbeiten. Sie bearbeiten, reparieren oder restaurieren auch bestehende Bauwerke.
von Markus Auerbach
Der Beruf des Steinmetzes ist einer ständigen Veränderungen und Weiterentwicklungen unterworfen. Immer mehr Menschen interessieren sich für Naturstein und schätzen die handwerkliche Fertigung. Dabei suchen die Steinmetze immer wieder nach neuen und kreativen Möglichkeiten, um sich von der Konkurrenz abzuheben. Steinmetze setzen zunehmend auf umweltfreundliche und gesundheitsschonende Methoden.
Wir sprachen mit Virginia Maria Tanzer, Direktorin der Landesberufsschule Schlanders.
BAZ: Frau Tanzer, Steinmetze genossen im Mittelalter und in der Renaissance ein hohes Ansehen. Ist das heute noch so?
Virginia Maria Tanzer: Das gilt auch heute noch. Allerdings war das Berufsbild des Steinmetzes damals ein anderes als heute, es wurden vor allem Kunstwerke hergestellt und auch im Bauwesen hat sich viel verändert.
Welche Fähigkeiten braucht man, um als Steinmetz erfolgreich zu sein?
Man braucht keine besonderen Fähigkeiten. Der Beruf des Steinmetzes ist ein Handwerksberuf und als solcher erlernbar, wobei Steinmetz und Steinbildhauer nicht das Gleiche sind. Natürlich ist ein gutes, räumliches Vorstellungsvermögen, technisches Zeichnen und Kreativität von Vorteil.
Was ist das Besondere am Steinmetzhandwerk?
Wir haben es hier mit einer Gratwanderung zwischen Handwerk und Kunsthandwerk zu tun. Im Gegensatz zum Steinbildhauer, der sich als Künstler versteht und sehr kreativ sein muss, führt der Steinmetz vor allem Kundenaufträge aus. Aber auch er braucht handwerkliches Geschick und ein künstlerisches Können. Er orientiert sich an den individuellen Kundenwünschen und die Arbeit erfordert zudem viel Kraft und Ausdauer.
Wie hat sich das Berufsbild des Steinmetzes verändert?
Das Berufsbild des Steinmetzes hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert, insbesondere durch die zunehmende Automatisierung und Digitalisierung. Die wichtigsten Veränderungen betreffen den Einsatz moderner Technologien, die Erweiterung des Aufgabenspektrums, die Verwendung alternativer Materialien sowie die Qualifikation.
Hat sich das Kundenverhalten verändert?
Der Zeit- und Kostenfaktor spielt heute eine noch größere Rolle als früher. Die Kundschaft hat sich sicherlich verändert. Auf dem Bau braucht man z.B. nicht mehr unbedingt einen Steinmetz, oft reicht ein Fliesenleger. Es kommt vor, dass Kunden ihre Aufträge nachträglich ändern oder ergänzen. Um Probleme zu vermeiden, ist es sehr wichtig, dass im Vorfeld alles genau geplant wird. Die Zusammenarbeit zwischen Kunde und Steinmetz ist deshalb entscheidend.
Eine letzte Frage: Ist das Steinmetzhandwerk vom Fachkräftemangel betroffen?
Der Beruf hat eine lange Tradition und ist ein wichtiger Teil der Kulturgeschichte. Dennoch stellen der Fachkräftemangel und die Konkurrenz durch moderne Fertigungsmethoden eine große Herausforderung dar. Eine der Hauptursachen für den Fachkräftemangel ist der demografische Wandel. Aufgrund der geringen Nachfrage (maximal 3 – 5 Personen jährlich) wird die duale Ausbildung zum Steinmetz nur in Österreich angeboten. An der Landesberufsschule Schlanders hingegen, wird jedoch ausschließlich eine Vollzeitausbildung für Steinbildhauer und Steinmetze angeboten.