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Ein gutes Team

Er dürfte der wohl bedeutendste Tiroler Orgelbauer des 19. Jahrhunderts sein: Josef Aigner. In der Gemeinde Lana hat er mit seinem Handwerk gleich vier Kirchen aufgewertet und wurde dafür mit der Benennung einer Straße geehrt.

Als im März 1873 in der Pfarrkirche von Tisens die neue Orgel eingeweiht wurde, waren die Experten vor Ort voll des Lobes. Fast alle Teile dieser Königin der In­stru­mente waren neu gebaut worden. Sie verfügte über 24 klingende Register und wurde im Rahmen eines Dankgottesdienstes erstmals eingesetzt. Der mit dem Orgelbau vertraute Organist war mit dem Ergebnis mehr als zufrieden. Jedes Register sei bezüglich des Charakters und der reinen Intonierung vollkommen gelungen. Die Mechanik sei präzise und solide konstruiert, der Klang insgesamt feierlich und erhebend. Josef Aigner hatte sich erneut als Meister seines Fachs bewährt. Dass er selber auch Orgel spielte, war sicherlich kein Nachteil für seinen Beruf, der ihn im ganzen Land bekannt machte.

Und doch ist es erstaunlich, dass wir einige wichtige Details aus seinem Leben nicht kennen. Am 15. März 1809 – wenige Wochen vor den ersten Aufständen der Tiroler gegen die bayerische Herrschaft – wurde im Kirchenbuch von Sterzing die Taufe eines Kindes eingetragen. Das Neugeborene sollte den Namen Josef erhalten, so wollten es die Eltern, der Mesner Bartlme Aigner und seine Frau Margareth Mairösl. Was sich in den folgenden zweieinhalb Jahrzehnten ereignet hat, kann nur erahnt werden. Josef wird eine Grundschulbildung erhalten haben und die Nähe zum Kirchlichen ist sicherlich auch dem Beruf seines Vaters geschuldet. Bei welchem Orgelbaumeister er dann in die Lehre gegangen ist, um sich Wissen und Fertigkeiten anzueignen, ist allerdings unbekannt. Dass er die Hüte der gedeckten Metallpfeifen mit Leder abdichtete, wird wahrscheinlich auf Johann Georg Gröber, ebenfalls ein Tiroler, zurückgehen. Privat teilte er sein Leben zunächst mit Anna Stubenvoll, die nach sieben Jahren Ehe starb. Nur wenige Monate nach deren Tod verehelichte er sich erneut. Seine Braut hieß Maria Kern und stammte aus Reith.

Auch wenn er sich ab etwa 1841 in Schwaz niedergelassen hatte, muss er beruflich viel unterwegs gewesen sein. Da Aigner seine Orgeln, die aus technischer Sicht vorzüglich geplant und ausgeführt wurden, gewöhnlich direkt vor Ort gebaut hatte, war er oft lange Zeit nicht zuhause. Bis Mitte der 1850er Jahre arbeitete er mit zwei oder drei Gesellen, später nur mehr mit dem 16 Jahre jüngeren Schwazer Thomas Kirchmair, der bis zu seinem Tod an seiner Seite sein wird. Als 1879 in Wengen eine neue Aigner-Orgel mit 16 Registern ihrer Bestimmung übergeben wurde, werden Josef Aigner und Thomas Kirchmair in einem Zug genannt.

Kurz nach Aigners Tod am 2. Jänner 1887 heiratete Kirchmair übrigens im Alter von 61 Jahren zum ersten Mal. Seine Frau war die Marlinger Zimmermanns­tochter und Näherin Theres Pöder, er selbst wurde bei der Eheverkündigung als „Orgelbaugehilfe“ bezeichnet. Dabei hatte er von seinem Meister ordentlich gelernt. Als ein Blitz in die Kirche von Wolkenstein in Gröden einschlug und die Orgel nicht unerheblich beschädigte, rief man Kirchmair. Mehrere Metallpfeifen waren geschmolzen, auch einige Holzpfeifen zerstört. Die Reparaturen waren in knapp zwei Wochen erledigt und die Wolkensteiner mit Kirchmairs Arbeit und Geschicklichkeit so zufrieden, dass sie ihn „jeder Kirche aufs Beste“ empfehlen wollten.

Ein kurzer Nachruf zum Tod von Josef Aigner lässt die Größe seines Werkes erahnen. Über 100 Orgeln diesseits und jenseits des Brenners habe er in einem halben Jahrhundert gebaut oder repariert. Meist dabei sein „unzertrennlicher Gehilfe“ Thomas Kirchmair. Die Liste der Orte liest sich fast wie ein Register Tiroler Dörfer und Städte. In der Gemeinde Lana sind es die Instrumente in der Kirche von Völlan, der Pfarrkirche „Maria Himmelfahrt“, der Kirche „St. Peter“ und der Kapuzinerkirche. Seit einem Vierteljahrhundert erinnert eine Straße an ihn.
Christian Zelger