Der Hauspflegedienst ist ein bewährtes Instrument, um pflegebedürftige Menschen zu Hause zu unterstützen und einfühlsam zu betreuen.
von Markus Auerbach
Trotz der Einschränkungen, die Alter, Krankheit oder Behinderung mit sich bringen, soll so lange wie möglich ein weitgehend selbständiges Leben ermöglicht werden. Dies geschieht durch eine auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmte Beratung und Betreuung, damit die Betreuten ihre Gewohnheiten und ihren Lebensstil beibehalten können. Die fachliche Betreuung und die enge Zusammenarbeit mit den Angehörigen sowie mit dem gesamten Umfeld bilden die Grundlage der Dienstleistung. Die Koordination der Leistungen obliegt dem Fachpersonal der Hauspflegedienste im zuständigen Sozialsprengel der jeweiligen Bezirksgemeinschaft.
Wir haben mit Denise Gruber vom Hauspflegedienst der Caritas Burggrafenamt gesprochen.
Frau Gruber, welche Leistungen bietet der Hauspflegedienst der Caritas an?
Die Tätigkeiten sind vielfältig. Wir unterscheiden zwischen qualifizierter Hauspflege, die Körperpflege, sozialpädagogische Arbeit, medizinische Behandlungspflege in Zusammenarbeit mit Krankenpflegern und Hausärzten umfasst sowie die Begleitung in Lebenskrisen, Krisenintervention, Wohntraining/Wohnbegleitung und Essen auf Rädern. Zur einfachen Hauspflege gehören Leistungen wie Haushaltshilfe, Transport/Begleitung zum Arzt oder in die Tagesstätte sowie auch die Wäschereinigung.
Wie läuft die Beantragung des Hauspflegedienstes und mit welchen Kosten ist zu rechnen?
Die Leistungen der Hauspflege können direkt von den Betroffenen oder deren Angehörigen telefonisch, per E-Mail oder persönlich während der Öffnungszeiten im Büro der Einsatzleitung des jeweiligen Sprengels beantragt werden (Terminvereinbarung empfohlen). Nach erfolgter Anfrage wird der Antragsteller nach ungefähr 3 Tagen von der Einsatzleitung aufgesucht, um in einem Erstgespräch den Pflege- und Betreuungsbedarf abzuschätzen sowie nähere Informationen zur Hauspflege zu geben. Im Notfall kann innerhalb von 24 Stunden mit der Pflege begonnen werden. Innerhalb der ersten drei Wochen nach Betreuungsbeginn wird die individuelle Pflegeplanung in Zusammenarbeit zwischen der Einsatzleitung, den Pflegekräften und im Austausch mit den Betreuten bzw. deren Angehörigen vervollständigt. Eine optimale Zusammenarbeit wird auch immer dann angestrebt, wenn zusätzliche Leistungen, wie eine Hauskrankenpflege, benötigt werden. Die Leistungen der Hauspflege sind kostenpflichtig. Ausgenommen sind die Information sowie ein erstes Beratungsgespräch durch die Einsatzleitung. Bezüglich der Kosten gibt es genaue Vorgaben durch das Land. Es besteht jedoch die Möglichkeit einer Tarifermäßigung, so dass die Kosten letztlich individuell abgerechnet werden. Als Richtwert kann ich sagen, dass der Mindesttarif je nach Pflegestufe zwischen 3,90€ und 13 € liegt und maximal 24€ pro Betreuungsstunde beträgt.
Wer kann den Hauspflegedienst in Anspruch nehmen?
Die Zielgruppe umfasst Senioren, Minderjährige und deren Familien, Erwachsene in sozialen Notlagen, Menschen mit Behinderungen sowie Menschen mit Sucht- oder psychischen Problemen im Sinne der geltenden gesetzlichen Bestimmungen.
Welche Qualifikation haben die Mitarbeiter des Hauspflegedienstes?
Unsere Mitarbeiter haben in der Regel eine Ausbildung als Sozialbetreuer oder Pflegehelfer absolviert.
Gab es auch besondere Herausforderungen und schöne Momente?
In der Betreuung ist es immer eine große Herausforderung, die Lebensumstände von Menschen hautnah mitzuerleben die keine Angehörigen mehr haben oder selbst schwere Schicksalsschläge erleiden mussten. Auf der anderen Seite ist es wunderschön die Dankbarkeit zu erleben, die uns entgegengebracht wird und nach erfolgter Betreuung in ein strahlendes und zufriedenes Gesicht blicken zu dürfen. Immer wieder hören wir den Satz „Hätte ich euch doch schon früher gerufen“. Das empfinde ich als Wertschätzung gegenüber unserem Dienst und den Mitarbeitern und ist auch eine Anerkennung ihrer Fähigkeiten. Persönlich möchte ich noch etwas zu den Senioren sagen: Sie leisten einen sehr wichtigen Beitrag in unserer Gesellschaft, werden aber leider oft zu wenig wahrgenommen und ihre Bedürfnisse zu wenig berücksichtigt. Vielleicht ist das auch ein Grund für den Fachkräftemangel in der Seniorenbetreuung. Viele junge Menschen entscheiden sich nicht für eine Ausbildung oder einen Beruf in der Altenbetreuung, weil sie denken, dass es vielleicht ein Beruf ist, der wenig Anerkennung findet. Aber gerade in der Altenpflege benötigen wir qualifizierte und motivierte Mitarbeiter, um eine gute Betreuung und Versorgung der Senioren zu gewährleisten.
Beobachten Sie unangebrachte Sorgen oder Ängste, die damit zusammenhängen, dass man oft nicht früher, sondern erst dann gerufen wird, wenn die Not am größten ist?
Wir erleben oft, dass wir erst dann gerufen werden, wenn die Not schon sehr groß ist. Das hat sicher auch damit zu tun, dass man grundsätzlich keine fremde Menschen in die eigenen vier Wände lassen möchte. Wir versuchen, dieser Sorge entgegenzuwirken, indem wir beim Erstgespräch und in den Folgegesprächen das Team und die Mitarbeiter vorstellen sowie deren Aufgaben und Kompetenzen beschreiben. Außerdem ist es wichtig, dass unsere Betreuten Bezugspersonen benannt bekommen, damit sie wissen, wer zu ihnen nach Hause kommt. Ein weiterer Grund für das späte Inanspruchnahme des Hauspflegedienstes kann die Scham sein, sich einzugestehen, dass man Unterstützung benötigt. Dies kann dazu führen, dass oft nicht rechtzeitig interveniert wird, sondern erst dann, wenn die Not schon sehr groß ist.
Wie flexibel sind die Arbeitszeiten des Hauspflegedienstes?
Ich würde sagen, wir sind sehr flexibel, denn der Kunde und seine Bedürfnisse stehen bei uns an erster Stelle. Der Dienst kann ganzjährig von 7 Uhr morgens bis 19 Uhr abends, in Notfällen auch bis 22 Uhr sowie an Wochenenden und Feiertagen in Anspruch genommen werden,.
Wie lange ist die Wartezeit, bis der Hauspflegedienst seine Dienste anbieten kann?
Ich freue mich, Ihnen sagen zu können, dass wir derzeit keine Wartelisten haben und somit innerhalb weniger Tage eine Aufnahme organisieren und beginnen können.