Es kommt immer wieder vor, dass Straßen nach Ortschaften benannt werden. Ein Grund dafür ist oft, dass die entsprechende Straße zum benannten Ort führt. Man denke nur an die Bozner- und die Meranerstraße in Lana. Es gibt aber noch andere Möglichkeiten.
Am 1. September 2017 hieß es wieder: Die Enten sind los. Im Pfälzer Ort Kleinkarlbach wurde das Kirchweihfest begangen, oder wie man dort sagt, die Kerwe. Die Organisatoren hatten, unterstützt von Tourismusverein und Feuerwehr, ein buntes Programm zusammengestellt und so konnte vier Tage lang ausgelassen gefeiert werden. Gleich zur Eröffnung gab es Worscht und Woi, also Wurst und Wein, und auch später war mit einem Schlacht- und Schnitzelbuffet die kulinarische Verpflegung garantiert. Mehrere Bands sorgten für die nötige Stimmung und ein Festumzug mit zahlreichen Motivwägen ließ keine Langeweile aufkommen. Nicht fehlen durfte das traditionelle Entenrennen. Unter dem Motto „Alle meine Entchen“ gingen 390 nummerierte Kunststoffenten auf dem Eckbach an den Start und lieferten sich ein bis zum Schluss spannendes Wettrennen. Die 25 schnellsten Enten wurden mit attraktiven Gutscheinen prämiert. Der Erlös kam einem guten Zweck zugute und floss in Projekte des Fördervereins der Grundschule. Zu den Höhepunkten der Veranstaltung gehörte das Festkonzert der Musikkapelle aus Partschins, die zum Frühschoppen mit Weißwürsten und Brezeln aufspielte. Warum ausgerechnet eine Südtiroler Kapelle fast 570 km von ihrer Heimat entfernt ihr Können zum Besten gab, ist leicht erklärt: Partschins und Kleinkarlbach pflegen seit über 50 Jahren eine höchst lebendige Gemeindepartnerschaft.
Begonnen hatte alles 1970. Am 8. Mai wurde die Partnerschaft zwischen der Südtiroler und der Rheinland-Pfälzer Gemeinde mit dem Austausch von Gründungsurkunden offiziell besiegelt. Eingefädelt hatten dies der Partschinser Bürgermeister Robert Tappeiner und sein Amtskollege aus Kleinkarlbach Fritz Geisler. Dabei sind die beiden Ortschaften recht unterschiedlich. Mit gut 3800 Einwohnern ist Partschins um einiges größer als Kleinkarlbach mit nur 850 Seelen. Auch die religiösen Bekenntnisse sind verschieden verteilt. In Partschins leben hauptsächlich Katholiken, in Kleinkarlbach stellen diese nur ein Viertel der Bevölkerung, mehr als die Hälfte sind Lutheraner. Partschins hat ein Schreibmaschinenmuseum, Kleinkarlbach hingegen eine Chemiefabrik. Für die freundschaftlichen Beziehungen spielen solche Unterschiede aber keine Rolle. Seit den frühen 70er Jahren gibt es einen regen Austausch zwischen den beiden Gemeinden, vor allem der Musikkapellen und Sportvereine. Und als Zeichen der Verbundenheit wurde in jeder Gemeinde eine Straße nach der Partnergemeinde benannt. So kann man in Partschins von der Römerstraße in die Kleinkarlbacherstraße einbiegen (Foto links), in Kleinkarlbach führt die Borngasse, nicht weit entfernt vom schon erwähnten Eckbach, in die verzweigte Partschinserstraße (Foto rechts).
2020 sollte das goldene Jubiläum der Gemeindepartnerschaft begangen werden. Und wie so Vieles in diesem Jahr wurde auch diese Feier Opfer der Corona-Pandemie. Zwei Jahre später aber konnte sie nachgeholt werden. Zusammen mit dem 200. Geburtstag des wohl bekanntesten Partschinser, Peter Mitterhofer, wurden auch 50 Jahre Partnerschaft Partschins-Kleinkarlbach gefeiert. Dazu hatte sich eine 15-köpfige Delegation von der Pfalz auf den Weg gemacht, um in Südtirol mit Freunden das besondere Jubiläum gebührend zu feiern. Kulturreferent Hartmann Nischler zeichnete die Geschichte der Gemeindepartnerschaft nach. Im Rahmen einer kleinen Zeremonie hatte man an der Bergstation der Texelbahn auf dem Giggelberg eine Partnerschaftsplakette angebracht. Beim würdevollen Festakt schließlich wurde der gemeinsamen Anfänge gedacht und mit freudigem Wohlwollen in die Zukunft geblickt.
Christian Zelger