Auf den Spuren von 600 Jahren Hofgeschichte – Veit Pamer präsentierte seine 24. Hof- und Familiengeschichte
Der Bachguter Hof ist den Algundern ein Begriff. Lange Zeit lieferten die Bauern ihre Äpfel an den Bachguter und wer heute an dem Hof direkt neben der Algunder Sennerei vorbeifährt, dem fällt sofort das große Fresko an der Fassade des Obstmagazins auf. Der „Hof am Bach“ reicht weit in die Vergangenheit zurück, eine Inschrift am heutigen Hauseingang trägt die Jahreszahl 1418.
Laut Josef Tarneller, dem bekannten Namens- und Hofforscher, war es ein Frizo, der bereits um 1380 am Mühlbach im Algunder Steinachviertel ein Gut mit Weingärten und Wiesen besaß, das später Bachgut genannt wurde. Aus dieser frühen Zeit ist wenig dokumentiert. Was Pamer bei seinen Nachforschungen in den Steuerbereitungs-Unterlagen von Algund und den Verfachbüchern im Landesarchiv Bozen, in den Urkunden des Kellereiamtes und in den Matrikelbüchern von Algund, Tirol und St. Nikolaus Meran fand, hat er in seiner 24. Familien- und Hofgeschichte ausführlich dokumentiert.
600 Jahre Hofgeschichte
„Jeder Hof ist anders, hat sein Eigenleben und seine eigene Geschichte“, sagte Pamer bei der Buchpräsentation im Algunder Rathaus. Martina Kiem, die den Bachgut Hof 1992 gemeinsam mit ihrem Mann Martin Siller übernommen hat, freute sich, dass es gelungen ist, die wechselvolle Geschichte für die Nachwelt zu dokumentieren. Mit vielen historischen Quellen, passendem Bildmaterial und Hintergrundinformationen erzählt Pamer die Geschichte des Hofes und seiner Familien im Wandel der Zeit.
„Vergessen wir nicht, woher wir kommen, damit wir wissen, wohin wir gehen sollen“, sagte der Algunder Bürgermeister Ulrich Gamper bei der Buchpräsentation. Martina Kiem dankte dem Autor und der Sing- und Musikgruppe des Burggräfler Singkreises, die den Abend musikalisch passend umrahmten. Unter den Ehrengästen waren der Meraner Dekan Hans Pamer, der Algunder Pfarrer Sepp Wieser und der ehemalige Landtagsabgeordnete Franz Pahl, der in seinem Vortrag die Geschichte des Hofes in einen größeren historischen Zusammenhang stellte.
Viele Besitzer
Das Bachgut ist kein Stammhof, den eine Familie über Jahrhunderte besaß. Es gab nämlich großen Besitzerwechsel. Nur zwei Familien besaßen den Hof über mehrere Generationen: die Familie Waldner und in jüngerer Zeit die Familie Kiem. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts war ein gewisser Paul Gamper Besitzer des Hofes. Er bekleidete auch das Amt des Dorfmeisters von Algund. Die Wahl dieses Gemeindevorstehers, heute würde man Bürgermeister sagen, fand alljährlich am 1. Mai beim allgemeinen „Dorfrecht“, der jährlichen Gemeindeversammlung, statt. Wahlberechtigt waren nur die Haus- und Grundbesitzer.
Die Familie Kiem auf dem Bachgut
1896 erwarb Johann Kiem, Feigenstaudersohn von Algund, im Alter von 23 Jahren das Bachgut. Kurz zuvor hatte er die Obst-Exportfirma „Johann Kiem GmbH Algund“ gegründet. Von 1919 bis 1922 war er Gemeindevorsteher. Auch sein gleichnamiger Sohn, der 1935 den Betrieb übernahm und ausbaute, war in der Gemeindeverwaltung und für kurze Zeit im Südtiroler Landtag tätig. Für seine Verdienste, vor allem um den Kirchenbau, ernannte ihn die Gemeinde Algund 1977 zum Ehrenbürger, 1986 erhielt er das Verdienstkreuz des Landes Tirol. Heute führt seine Tochter Martina mit ihrem Mann und ihren Kindern den Betrieb als „Bioexpress“ in die Zukunft.