Im Juli 2014 feierte die Partschinser Musikkapelle den 220. Geburtstag ihres großen Förderers Franz Ferdinand von Goldegg mit einer feierlichen Messe in der Pfarrkirche, die vom Kirchenchor musikalisch begleitet wurde. Wie sehr die Partschinser ihm verbunden sind, zeigt auch die nach ihm benannte Straße.
Filomena Gstrein stammte vom Gasshueber in Partschins. Auf dem Hof wurde viel musiziert und Filomena, die mit einer klang- und kraftvollen Stimme gesegnet war, war daher weitum bekannt. Sie sang im Meraner Kirchenchor und als ihr Gesangslehrer als Musikvereinsdirektor in die Landeshauptstadt wechselte, holte er sie nach Bozen. Dort schätzte man sie sehr und gab ihr sogar den Namen „Partschinser Nachtigall“. Der erwähnte Gesangslehrer war der Komponist und Dirigent Matthäus Nagiller, der einige Jahre lang in Partschins die Hauskapelle des Franz von Goldegg leiten durfte. Überhaupt hatte Nagiller von Goldegg einiges zu verdanken. Als die „Armuth durch mehrere Jahre seine treueste Begleiterin“ war, wie es in seinem Nachruf formuliert wurde, unterstützte er ihn finanziell und ermöglichte ihm, seiner Berufung nachzugehen. Er war aber nicht der Einzige, der gefördert worden war.
Ein großer Mäzen
Man stelle sich vor, die Franz-von-Goldegg-Straße in Partschins würde den vollen Namen des Gewürdigten tragen. Denn dieser wurde am 13. Juli 1794 in Bozen als Franz Alois Georg Ferdinand von Goldegg und Lindenburg geboren. Seine Eltern waren der k.k. Regierungsrat Franz von Goldegg und dessen Ehefrau Maria Rosa von Wiesenegg zu Hurlach und Spauregg. Ihre Familie war Mitte des 17. Jahrhunderts von Kaiser Ferdinand III. in Wien in den erblichen Reichsritterstand erhoben worden und erwarb 1737 den Ansitz Spauregg und 1794 den Gaudententurm – beides denkmalgeschützte Gebäude in Partschins. Franz von Goldegg war ein Zeitgenosse Peter Mitterhofers, dem Erfinder der Schreibmaschine, der wie viele andere von seiner Großzügigkeit profitierte. Franz war vielseitig interessiert, auch politisch, seine besondere Liebe aber galt der Musik. Die Gemeinde hat ihm viel zu verdanken. Er unterstützte sowohl den Kirchenchor als auch die Musikkapelle. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war das Musizieren im Bereich der Blasmusik für Laien schwierig. Gerade beim Blech gab es vor allem Naturtoninstrumente, die meist nur Berufsmusiker spielen konnten. Durch die Erfindung der Ventile wurde dies stark vereinfacht und förderte die Gründung von Blasmusikkapellen im Land. Das Jahr 1818 gilt als Gründungsjahr der Musikkapelle Partschins. Und ohne Franz von Goldegg, der sich seit zwei Jahren in der Gemeinde aufhielt, wäre dies wohl nicht möglich gewesen. Er finanzierte alle Musikinstrumente und stattete die Musikanten mit der entsprechenden Notenliteratur aus. Zudem verpflichtete er ausgebildete Musiker als Kapellmeister, sorgte für deren finanzielles Auskommen und ließ sie auf seinem Ansitz Spauregg wohnen. So wurde sein Heim zu einem Hort für alle Freunde der Euterpe, der flötenspielenden Muse der Musik. Sein Engagement zahlte sich aus. Noch heute rühmen sich die Partschinser, 1823 den musikalischen Empfang für Erzherzogin Marie Louise von Österreich, Napoleons zweiter Ehefrau, auf dem Jaufen gestaltet zu haben. Im Unterschied zu seinem Vater, der für seine kirchenkritische Haltung bekannt war, dürfte Franz das Klerikale wesentlich näher gestanden haben. Als er 1866 schon ein halbes Jahrhundert in Partschins gelebt hatte, stiftete er zu diesem Anlass 2.000 Gulden, um die Kirchenglocken umgießen und stimmen zu lassen.
Am 13. Jänner 1874 starb der Ritter von und zu Goldegg, Tiroler Landmann und Gutsbesitzer auf Spauregg und auf der Töll im Alter von 79½ Jahren nach zweiwöchiger Krankheit an Altersschwäche. Er hatte nie geheiratet. Sein Vermögen und seine wertvolle musikalische Sammlung erbte sein Neffe, der Reichsrats- und Landtagsabgeordnete und Wappenexperte Hugo von Goldegg.
Christian Zelger