20 C+M+B 25 schreiben wir am 6. Januar mit geweihter Kreide, die die Sternsinger bringen, an unsere Haustüren. Es hat gebraucht, bis ich verstanden habe, dass es sich bei den drei Buchstaben nicht um die Abkürzungen für Kaspar, Melchior und Balthasar, den Heiligen Drei Königen handelt.
von Josef Prantl
Die „Drei Könige“ faszinierten mich als Kind immer sehr, in ihren goldenen und purpurnen Umhängen und mit ihren Kronen auf dem Haupt.
In den Händen halten sie Geschenke für das Jesukind: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Ihre Geschichte wird im Matthäusevangelium erzählt (Mt 2,1-12): Drei Weise aus dem Morgenland folgen einem Stern, um das Kind in Bethlehem zu ehren. Sind sie Sterndeuter, Magier, Astrologen oder sogar Könige? Ihr Auftritt in der Weihnachtsgeschichte ist eigentlich ganz kurz und trotzdem gehören sie heute zu jeder Krippe und spielen in der weihnachtlichen Tradition eine gar nicht unbedeutende Rolle.
Die drei Magier aus dem Osten
Im Matthäusevangelium ist von „magoi“ die Rede, ein altgriechischer Begriff, der mit „Sterndeuter, Weiser oder auch Magier“ übersetzt werden kann. Der Text deutet darauf hin, dass sie aus dem Osten kommen, wahrscheinlich aus dem Gebiet des heutigen Iran oder Irak, wo die Astronomie damals eine hoch entwickelte Wissenschaft war. Spätere Überlieferungen nennen die Weisen mit Namen und geben auch ihre Herkunftsländer an: Melchior stammt aus Persien, Caspar (auch Gaspar oder Jaspar genannt) aus Indien und Balthasar aus Arabien. Sterndeuter spielten in den antiken Hochkulturen immer eine wichtige Rolle, sowohl in religiöser als auch in wissenschaftlicher Hinsicht. Babylon im alten Zweistromland war für seine fortschrittlichen Sternwarten und Traditionen der Himmelsbeobachtung bekannt. Forscher vermuten, dass die Sterndeuter ein außergewöhnliches Himmelsereignis wie eine Planetenkonjunktion, einen Kometen oder eine Supernova als Stern interpretierten, der sie nach Judäa führte.
Die Symbolik der drei Könige
Kaspar, Melchior und Balthasar könnten für die drei damals bekannten Kontinente Europa, Asien und Afrika stehen, aber auch für die Lebensalter Jüngling, Mann und Greis. Die dargebrachten Gaben haben eine tiefe Symbolik: Gold ehrt Jesus als König, Weihrauch verweist auf seine Göttlichkeit und Myrrhe symbolisiert Tod und Auferstehung. Der Legende nach entdeckte Helena, die Mutter Kaiser Konstantins, die Reliquien der Könige und brachte sie nach Konstantinopel. Jahrhunderte später kamen sie über Mailand nach Köln, wo sie am 23. Juli 1164 im prächtigen Dreikönigsschrein ihre letzte Ruhestätte fanden.
Wallfahrtsort Kölner Dom
Im Dreikönigsschrein im Kölner Dom befinden sich also die Gebeine der drei Könige. Einmal im Jahr wird der Schrein – ein Meisterwerk mittelalterlicher Goldschmiedekunst – geöffnet, und zwar am 6. Januar. Durch das goldene Gitter sind dann drei Schädel erkennbar, geschmückt mit goldenen Kronen.
Der Schrein entstand zwischen 1180 und 1230. Mit der Verbreitung der Legende der „Heiligen Drei Könige“ im 14. Jahrhundert entwickelte sich Köln zu einem bedeutenden Wallfahrtsort. Pilger aus ganz Europa kamen, um den kostbaren Schrein zu sehen.
Lange Zeit zweifelte niemand an der Echtheit der Gebeine. Erst 1864 wurde der Schrein geöffnet, um alle darin befindlichen Knochen zu entnehmen. Schon damals wusste die Medizin, dass die Fugen des menschlichen Schädels in einem Alter von ungefähr 50 Jahren ganz zugewachsen sind. Somit datierten die anwesenden Ärzte das Todesalter für den ersten Schädel auf rund zwölf Jahre, für den zweiten auf 25 bis 30 Jahre. Beim dritten Schädel sind die Nähte verwachsen, er passt zu einem Mann in den Fünfzigern.
Das entspricht exakt den mittelalterlichen Legenden und Bildern, die die drei Weisen als Jüngling, erwachsenen Mann und Greis darstellen.
Der Stern – Symbol für den Messias
Doch wie kommt es zu der Geschichte, die drei Weisen seien einem Stern gefolgt? Lange Zeit glaubte man, die drei Könige seien Astronomen gewesen, die in der Zeit um Christi Geburt etwas Außergewöhnliches beobachtet hätten, vielleicht einen Kometen oder eine Supernova. 1925 finden Archäologen im Irak eine Keilschrifttafel, auf der astronomische Ereignisse des Jahres 7 v. Chr. vorausberechnet sind. Es gilt als wahrscheinliches Geburtsjahr des historischen Jesus. Auf der Tafel ist eine sogenannte dreifache Jupiter-Saturn-Konjunktion im Sternbild Fische beschrieben, das heißt, die beiden Planeten kommen sich sehr nah und das innerhalb eines Jahres sogar dreimal. Daraus abgeleitet wird ein besonderes Ereignis „wie im Himmel so auf Erden“ beschrieben. Mit der Anbetung des Jesuskindes in der Krippe endet die Geschichte der Heiligen Drei Könige, die Raum für viele Interpretationen lässt.
Prof. Dr. Arnold Stiglmair war von 1975 bis 2011 Professor für Altes Testament an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Brixen. Vielen ist er als beliebter und erfahrener Referent und Experte von biblischen und religiösen Themen in der Erwachsenenbildung bekannt.
Die Verehrung der Heiligen Drei Könige hält bis heute an. Ihre Namen zieren Haussegen („C+M+B“) und der Dreikönigstag ist fester Bestandteil christlicher Traditionen. Wer waren diese drei Herren wirklich?
Prof. Arnold Stiglmair: Nach weit verbreiteter Meinung bedeuten die Buchstaben C+M+B an den Haus- und Wohnungstüren die Namen der „Heiligen Drei Könige“. In Wirklichkeit sind sie die Abkürzung der lateinischen Worte „Christus mansionem benedicat“ (Christus möge das Haus/die Bleibe segnen). Die lange Tradition des Lesens der Erzählung vom Kommen der Sterndeuter zum neugeborenen König der Juden nach Jerusalem/Betlehem (Mt 2,1-12) hat aus den „Sterndeutern“ (Astrologen/Magiern) „drei Könige“ gemacht. In der Erzählung des Evangeliums macht sich eine unbestimmte Zahl von Weisen, die sich auf Stern- und Traumdeutung verstehen, auf den Weg zum neugeborenen König der Juden.
Im Mittelalter erscheint der Gedanke, dass sie die drei durch die Söhne von Noach – Sem, Ham und Jafet – damals bekannten Erdteile vertreten und damit die Weltkirche; so wurde aus der unbestimmten Zahl die Zahl „drei“ – vor allem im Westen, während in östlichen Kirchen auch die Zahl „zwölf“ präsent war. „Könige“ wurden sie durch den Einfluss z.B. von Jes 60,3 „Nationen wandern zu deinem Licht und Könige zu deinem strahlenden Glanz“. Das Alte Testament hat man ja als Voraussage der Geschehnisse im Neuen Testament verstanden.
Ein heller Stern führte sie an. Handelt es sich dabei um ein Symbol oder wird doch, wie manche vermuten, auf ein astronomisches Ereignis hingewiesen?
Das Motiv des „Sterns“ war gegeben durch die „Magier bzw. Sterndeuter“. In der Zeit, als Matthäus das Evangelium schrieb, bestanden intensive diplomatische Beziehungen zwischen Rom und den Parthern, deren Abgesandte an den Kaiser in Rom „Weise“ im Sinn von Astrologen waren. Im Sinne des Evangelisten wenden sie sich an die falsche Adresse: Der eigentlich Maßgebende für die Welt sitzt nicht in Rom, sondern ist der, den die Christen als den „Messiaskönig“ aus Betlehem bekennen.
An ihn wissen sich die aus dem Judentum kommenden Jesusgemeinden erinnert, wenn sie in Num 24,17 lesen: „Ein Stern geht in Jakob auf, ein Zepter erhebt sich in Israel.“ Daher ist der „Stern“ ein Bild und hat mit einem realen astronomischen Ereignis nichts zu tun.
Gold, Weihrauch und Myrrhe bringen die drei Weisen aus dem Osten als Geschenke mit. Warum nicht etwas zu essen oder etwas zum Anziehen für das neugeboren Kind?
Die Erzählung ist ein „Glaubensbekenntnis“ (und keine idyllische Babygeschichte!) der Jesusgemeinden, für die Matthäus gegen Ende des 1. Jh. n. Chr. das Evangelium schrieb. In erzählender Form bekennt die Jesusgemeinschaft: Der, in dem wahre, für den Menschen heilende und förderliche Herrschaft zum Ausdruck kommt, ist Jesus, der Christus, eben der mit den Worten des Propheten Micha Bezeichnete: „Du Betlehem … bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Städten von Juda; denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen … (Mi 5,1.3)“. Die Geschenke bezeichnen den Beschenkten als König!
Der historisch überlieferte König Herodes erfährt von den drei Männern. Was hat es damit auf sich?
Dieses Bekenntnis ist natürlich für die Mächtigen dieser Welt eine Provokation. Ein solcher „König“ – für die Christen der gekreuzigte Auferweckte – hat keinen Platz in unserer Welt. Daher muss er bis auf den Tod verfolgt werden. Die geeignete Figur für den Erzähler, Jesus bis auf den Tod verfolgen zu lassen, war Herodes der Große, den der jüdische Schriftsteller Josephus Flavius als den Mörder aller beschreibt, von denen er Gefahr für seine Herrschaft wittert. Da er um die Zeit der Geburt Jesu Herrscher in Palästina war, passt er in die Erzählstrategie des Evangelisten.
Der Dreikönigstag am 6. Jänner wird auch Epiphanias genannt. Können Sie uns das Wort erklären?
Der Name leitet sich vom griechischen Wort „epiphanein“ ab, d.h. sich zeigen, erscheinen. Das Fest war das ursprüngliche Weihnachtsfest, an dem man das Erscheinen des Christus in unserer Welt feierte.
Woher kommt die Tradition des Sternsingens?
Der Brauch des Sternsingens entwickelte sich im Mittelalter aus dem „Dreikönigsspiel“. Sternsinger zogen als „Drei Könige“ von Haus zu Haus, erzählten die Geschichte aus dem Evangelium und erbaten Gaben, da dies oft Arme waren.
Herr Professor, was bedeuten Ihnen die „Heiligen Drei Könige“?
Die „Drei Könige“ sind für mich untrennbar mit der Erzählung des Evangelisten Matthäus verbunden, die mir immer neu zu bedenken gibt, dass wir als Kirche durchaus gefährdet sind, trotz allen Glaubenswissens, den Weg nach Betlehem zu verfehlen, während Menschen, von denen wir es nicht erwarten, sich dorthin führen lassen.