Lebendiges Wohnviertel Sinich

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Lebendiges Wohnviertel Sinich

Der Stadtteil Sinich hat in den letzten Jahrzehnten einen rasanten Wandel erlebt. Was früher vor allem als reines Industriegebiet bekannt war, hat sich heute zu einem lebendigen und vielseitigen Wohnort mit einer florierenden lokalen Wirtschaft entwickelt.
von Philipp Genetti

Die Entwicklung des südlichsten Meraner Stadtviertels Sinich ist eng mit dem Aufstieg des Chemiekonzerns Montecatini verbunden. In den 1920er Jahren wählte der italienische Industriegigant das heutige Gebiet als idealen Standort für seine Fabriken aus. Die Entscheidung fiel nicht ohne Widerstand, denn die Ängste der Meraner Bevölkerung vor möglicher Umweltverschmutzung und dem Zuzug von Industriearbeitern waren groß. Doch die Vorteile der günstigen Stromversorgung und der strategischen Lage sprachen schließlich für die Ansiedlung. 1924 wurde mit dem Bau der Fabrik begonnen. Gleichzeitig entstand eine neue Siedlung für die italienischen Arbeiter. Die Jahre bis zum Zweiten Weltkrieg waren geprägt von einer starken Bindung der Arbeiter und ihrer Familien an die Montecatini-Werke, die nicht nur Arbeitsplätze boten, sondern im Sinne der sogenannten „Opera Nazionale Dopolavoro“ auch ein eigenes soziales Leben mit Sportanlagen, einem Kino und kulturellen Angeboten schufen. Auch der Ortskern von Sinich geht ebenfalls auf die zentralistische Politik der 1920er Jahre zurück und wurde 1928 als „Borgo Vittoria“ mit eigener Pfarrkirche und Dorfplatz eingeweiht. Mit dem Zusammenbruch des Faschismus und dem Ende des Zweiten Weltkrieges erhielt der Stadtteil um den heutigen Vittorio-Veneto-Platz seinen ursprünglichen Namen „Sinich“ zurück.In der Nachkriegszeit bis Ende der 1970er-Jahre stagnierte die Einwohnerzahl von Sinich allmählich. Durch eine Neuausrichtung der Stadtentwicklungspolitik gelang es schließlich, den Standort auch für die deutsche Bevölkerung zunehmend attrak­tiv zu machen. In der Folge kam es zu einem ra­santen Bevöl­ke­rungs­wachstum, das die Diözese Bozen dazu veranlasste, einen deutschsprachigen Kooperator für den Stadtteil zu suchen. Auch wenn der Stadtteil bis heute seine industrielle Identität bewahrt hat, entwickelt er sich durch den Bau neuer Wohnanlagen, die Modernisierung der Bildungseinrichtungen, wie etwa der 2021 eröffneten gemeinsamen Grundschule für die deutsch- und italie­nischprachige Gruppe und das wachsende Freizeitangebot rund um die Zone „Dopolavoro“ immer mehr zu einem attraktiven Lebensraum.

Die neue Beach-Arena
Neben dem bestehenden großzügigen Fußballplatz und der kürzlich realisierten neuen Feuerwehrhalle der Freiwilligen Feuerwehr Freiberg, wird seit Juni 2024 an einer neuen „Beach-Arena“ gebaut. Bis Februar dieses Jahres soll hier eine Sporthalle entstehen, die für alle Sportarten auf Sand wie Beachvolleyball, Beach­soccer, Beachtennis oder Rugby ausgelegt ist und dank beheiztem Sand auch in den Wintermonaten genutzt werden kann. Durch eine großflächige Fotovoltaikanlage, die gleichzeitig auf der bereits bestehenden Bocciabahn installiert wird, soll die gesamte Anlage zusätzlich mit erneuerbarer Energie versorgt werden. Nach der Fertigstellung der Beach-Arena wird diese, wie die meisten Sportanlagen in Meran, von der Inhouse-Gesellschaft „Meranarena GmbH“ betrieben werden.

Grundwasser in Sinich, ein Dauerthema
Eines der brennendsten Themen in der jüngsten Geschichte des Stadtteils ist und bleibt das Umwelt- und Grundwassermanagement. Dies spiegelte sich auch in der Ende Dezember 2024 gehaltenen Jahresbilanz von Bürgermeister Dal Medico wider. Komplexe Probleme erfordern komplexe Studien und Lösungen für die es keine Zauberformel gebe, so Dal Medico in seiner Pressemeldung. Noch nie seien so viele genaue Daten über das komplexe Grundwassersystem von Sinich gesammelt worden, wie in den vergangenen fünf Jahren. Um das Problem in den Griff zu bekommen, müsse man jedoch das Gesamtbild aller betroffenen Ortsteile betrachten und nicht nur den Anstieg des Grundwasserspiegels an einem bestimmten Punkt oder in einem Wohnblock im Norden oder Süden von Sinich. Nach dem Neubau der Brücke über den Corridoni-Kanal ist als weitere wichtige Maßnahme für Anfang 2025 die Abdichtung des Freiberger Baches im Bereich der Bergstraße durch die Wildbachverbauung vorgesehen. Mit dieser Maßnahme soll verhindert werden, dass zusätzliches Hangwasser in den Bach fließt und damit den Grundwasserspiegel zusätzlich beeinflusst. Darüber hinaus beabsichtigt die Gemeinde eine detaillierte tech­nisch-wirt­schaft­liche Machbarkeitsstudie in Auftrag zu geben, um die weiteren Maßnahmen festzulegen. Wie wir bereits 2022 in einem gemeinsamen BAZ-Interview mit dem Architekten und Leiter der Abteilung Bau und technische Dienste, Wolfram Haymo Pardatscher, erfahren haben, ist eine Gesamtlösung für die Stadtgemeinde finanziell schlichtweg nicht tragbar. Dies liegt zum einen daran, dass sich an einigen wichtigen Engstellen Infrastruktureinrichtungen befinden, die im Zuge der Arbeiten ebenfalls verlegt werden müssten, und zum anderen daran, dass die bisher angedachte Gesamtlösung auch die Sanierung des Dorfplatzes, die Installation eines sogenannten Trennsystems und anschließend die Verbindung dieses Systems bis zum Corridoni-Kanal erfordern würde. Maßnahmen, die einen sehr großen finanziellen Aufwand bedeuten. Es scheint fast unausweichlich, dass die Grundwasserproblematik in Sinich ein Dauertthema bleiben wird.

30 Maulbeerbäume gegen das Grundwasser
Positiv zu vermerken ist, dass es in der Zwischenzeit allgemein immer mehr Initiativen gibt, die sich in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Meran für die Themen „Umwelt“ und „Lebensqualität“ einsetzen wollen. So gab es neben den Projekten mit Plastic Free Merano, AmUm und Memc im September letzten Jahres auch eine Initiative der Serviceclubs „Lions Merano Meran Maiense“. In Absprache mit der Stadtverwaltung und dem zuständigen Forstamt spendeten die Clubmitglieder 15 schwarze und 15 weiße Maulbeerbäume, die entlang des oberen Abschnitts der Cesare-Battisti-Straße, zwischen der Kreuzung mit der Nazario-Sauro-Straße und der Kreuzung mit der Damianio-Chiesa-Straße gepflanzt wurden. Eine Baumart, die nach Angaben des Forstamtes nicht nur zur Verschönerung des Straßenabschnitts, sondern auch zur „Urbarmachung“ bzw. Kultivierung des Bodens und zur Kontrolle des Grundwasserspiegels beitragen kann.

Neuer Bahnhof Sinich kommt
Grünes Licht gibt es auch für den lang ersehnten neuen Bahnhof für Sinich. Dieser soll laut Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider im Zuge des Doppelgleisausbaus der Bahnstrecke Meran-Bozen nun definitiv realisiert werden. Ein genauer Zeitplan sei zwar noch nicht möglich, aber laut Masterplan kämen bereits zwei Bereiche als Bahnhofsstandort in Frage: auf der Hö­he des Gewerbegebiets „Sandhof“, beim Bauwerkermarkt Obi oder an der Enrico-Fermi-Straße auf der Höhe der Gewebezone „Sinichbach“. Der Bahnhof soll nach seiner Fertigstellung nicht nur dem Stadtteil Sinich, sondern auch der naheliegenden Industriezone Lana und denNachbargemeinden zugutekommen. Im Mai 2024 brachte die Grünen Landtags­abgeordneten Madeleine Rohrer zudem einen Beschlussantrag ein, der eine jährliche Berichterstattung über das Projekt im Landtag sowie die Beauftragung einer Studie zur autofreien Erschließung der Gärten von Schloss Trauttmansdorff forderte. Auch wenn der Antrag vom Landtag abgelehnt wurde, sind dies Themen, die für den Standort Sinich in Zukunft noch relevant werden können. Festzuhalten bleibt, dass Sinich für die Stadtgemeinde Meran sowohl städtebaulich als auch wirtschaftlich ein beachtliches Potenzial bietet. Als BAZ werden wir Sie daher weiterhin über die Entwicklungen in diesem Gebiet auf dem Laufenden halten.

Aktiver Wirtschaftsstandort
Was den Standort Sinich für Unternehmen besonders attraktiv macht, ist die nahezu ideale Anbindung an die Schnellstraße MeBo. Auch wenn das so genannte MEMC-Gelände einen Großteil der gewerblichen genutzten Fläche ausmacht, haben sich die umliegenden Gewerbegebiete, insbesondere die Handwerkerzone, zu einem wichtigen Dreh- und Angelpunkt der Meraner Wirtschaft entwickelt. Der Standort zeichnet sich durch einen bunten Branchenmix aus, der von Bau, Logistik, Druck, Handwerk bis hin zu Handel und Dienstleistungen reicht. Dabei hält sich der An­teil an Traditionsunternehmen und aufstrebenden Jungunternehmen die Waage. Zahlreiche Parkmöglichkeiten, die unmittelbare Nähe zum übergemeindlichen Radwegenetz der Bezirksgemeinschaft sowie die gute Erreichbarkeit durch mehrere Buslinien machen den Standort sowohl mit dem Auto als auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Fahrrad gut erreichbar.