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Meraner Gemeinderatswahlen

Es ist entschieden: Die Kandidatinnen für die Gemeinderatswahlen stehen fest, die Listen wurden der Öffentlichkeit vorgestellt, und die Wahlen zum Meraner Gemeinderat am 4. Mai versprechen erneut spannend zu werden.
Dario Dal Medico, der amtierende Bürgermeister, tritt mit einem Dreierbündnis zur Wahl an und ist einer von insgesamt fünf Kandidaten, die um das Bürgermeisteramt kämpfen. Sein Ziel ist es, die Stadt auch in den kommenden fünf Jahren zu regieren. Konkurrenz könnte das breite italienische Listenbündnis diesmal im italienischen Rechtsaußen-Lager bekommen. Die guten nationalen Umfragewerte von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni und ihrer Partei Fratelli d‘Italia sowie der allgemeine Rechtsruck könnten dazu führen, dass Dal Medico diesmal Stimmenverluste hinnehmen muss. Fratelli d’Italia hat sich mit der Lega zusammengeschlossen und präsentiert mit Elena Da Molin eine eigene Bürgermeisterkandidatin.

Katharina Zeller, Ulrike Ceresara, Dairo Dal Medico, Jasmin Netschad, Elena Da Molin (v.l.).

Spannendes Wahlrennen
Spannend wird es zu sehen sein, ob Katharina Zeller (Südtiroler Volkspartei) den negativen Trend der vergangenen drei Gemeinderatswahlen abwenden kann. Mit der Gründung und Öffnung hin zu einer interethnischen Liste (Mutiges Meran) möchte die Meraner SVP zeigen, dass sie nicht den Trend der im Südtiroler Land­tag immer weiter nach rechts schielenden Volkspartei, mitmachen zu wollen. Bei den letzten Wahlen ist die Volkspartei eindeutig unter ihrem Anspruch zurückgeblieben und hat ein historisch schlechtes Ergebnis erzielt. Zeller konkurriert mit der Bürgermeisterkandidatin des Mitte-Links-­Bün­dnisses, Ulrike Ceresara, um die vor allem bürgerlichen Stimmen im Obermaiser Wählerteich. Diese Stimmen waren bei den Wahlen 2015 ausschlaggebend, als Paul Rösch in der Stichwahl Gerhard Gruber besiegen konnte. Die Grünen wie­derum versuchen, ähnlich wie die SVP, eine Neuausrichtung. In diesem Jahr haben sie jedoch keine ihrer alten und wichtigen politischen Zugpferde auf ihrer Liste präsentieren können. Die Grand Dame der Partei, Christina Kury, zieht seit Längerem nur noch im Hintergrund die Fäden. Paul Rösch hat ebenfalls seinen verdienten politischen Ruhestand angetreten, und Madeleine Rohrer, die bei den vergangenen Gemeinderatswahlen noch die am stärksten gewählte Kandidatin war, ist seit über einem Jahr im Südtiroler Landtag tätig. Dazu kandidieren die Hälfte der aktuell im Gemeinderat gewählten Grünen nicht mehr. Mit Julia Dalsant als Spitzenkandidatin und Bürgermeisterkandidatin Ceresara sowie einem breiten Mitte-­Links-Bündnis bestehend aus PD, Fünf Sterne, Linke Meran und Team K wird man versuchen, die aktuell 14 Gemeinderäte zu halten, um weiterhin als stärkste Fraktion im Gemeinderat vertreten zu sein.
Jasmin Netschada tritt zum ersten Mal als Bürgermeisterkandidatin für die rechtskonservative Südtiroler Freiheit an, mit dem klaren Ziel, zumindest auf Gemeindeebene vom Rückenwind zu profitieren, den die ehemalige Partei von Eva Klotz nach dem guten Wahlergebnis bei den Landtagswahlen 2023, vor allem bei Jungwählern, erhalten hat. Ob allein diese Tatsache ausreichen wird, um in der Passerstadt wieder einen Gemeinderatssitz zu erobern, bleibt abzuwarten.

Die Wahlbeteiligung und ihre Bedeutung
Angesichts der aktuellen Sitzverteilung im Meraner Gemeinderat sind wohl nur Zeller, Dal Medico und Ceresara in der Lage, sich ernsthaft Hoffnungen auf eine Stichwahl zu machen. Diese würde am 18. Mai 2025 stattfinden, falls keine/r der Kandidat*innen im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erzielt. Die beiden letzten Stichwahlen – 2021 und 2015 – waren besonders knapp: 2021 entschieden weniger als 100 Stimmen, 2015 waren es sogar weniger als 50, über den neuen Bürgermeister. Das zeigt, wie hart umkämpft die Wahl in Meran ist und wie entscheidend jede einzelne Stimme sein kann. In den letzten Jahren hat die Wahlbeteiligung kontinuierlich abgenommen. Fast die Hälfte der Wahlberechtigten geht nicht mehr zur Wahl. Es bleibt zu hoffen, dass im Sinne einer lebendigen Demokratie, die Beteiligung in diesem Jahr wieder steigt, denn sie würde nicht nur die Legitimation der gewählten Bürgermeister*in stärken, sondern auch ein starkes Signal für das politische Interesse der Bevölkerung aussenden. Thomas Kobler